Schon bevor Stan Lee mit dem Erfinden der Fantastischen Vier das Marvel-Zeitalter einleitete, schrieb er die täglichen Abenteuer einer Figur, die später den vier Helden die Post bringen sollte: Willie Lumpkin. Der Strip Willie Lumpkin erschien von Dezember 1959 bis Mai 1961. Erfunden wurde er von Stan Lee und Zeichner Dan DeCarlo. In der zweiten Ausgabe des Magazins Comic Book Artist erinnerte sich Lee 1998 daran: „Mel Lazarus hatte einen Strip namens Miss Peach gemacht, bei der er nicht mehrere Panels, sondern nur ein sehr langes nutztes. Mit gefiel das und als Harold Anderson vom Publishers Syndicate mich bat, einen Strip zu machen, hatte ich die Idee zu einer Polizistenserie in der Großstadt. Aber Harold fand, dass das zu sehr auf Großstadt abgestellt war. Die Leser in den Kleinstädten würden sich damit nicht identifizieren können. Er wollte was Ländlicheres und schlug einen freundlichen kleinen Postboten in einer Kleinstadt vor. Ich kann mich nicht erinnern, wer auf den Namen Lumpkin kam, aber ich hasste ihn. Ich glaube, Harold sagte ihn als Witz und ich meinte: Tolle Idee, machen wir es so.“

Zwei Jahre nach Ende des Strips führten Lee und Jack Kirby den kleinen Postboten im elften Heft von Fantastic Four ein – älter, aber so freundlich, wie eh und je. Seitdem war Willie aus den Comics der Fantastischen Vier nicht mehr wegzudenken.

Das war aber nur ein kleines Vorspiel, was den Ausflug der Marvel-Helden in die Welt der Zeitungs-Comics betraf. Ende der 1970er sollte sich da weit mehr tun.

Der Strip The Amazing Spider-Man war erfolgreicher als alles andere mit Marvel-Helden. Von 1977 bis 2019 lief er – und wurde in all der Zeit von Stan Lee geschrieben. Zumindest offiziell, denn seit dem Jahr 2000 hatte Roy Thomas die Aufgabe übernommen, als Autor wurde aber weiterhin Lee genannt.

Schon sieben Jahre zuvor hatten Stan Lee und John Romita Sr. Strips für den Zeitraum von zwei Wochen produziert, doch kein Syndicate war damals daran interessiert. Das Register and Tribune Syndicate erteilte dann im Jahr 1977 den Auftrag. Romita war es, der die Zeichnungen übernahm. Ein Dream-Team kümmerte sich um die freundliche Spinne von nebenan – eines, das auch in den Comic-Heften schon brilliert hatte. Romita blieb dem Strip bis 1981 treu, danach folgten Fred Kida (1981-1986), Larry Lieber (1986-2018) und Alex Saviuk (2018-2019).

Lee ersann für den Strip ganz neue Geschichten. Er wollte nicht variieren, was er für den Comic bereits getan hatte. Die Länge konnte dabei stark variieren. Mal dauerte eine Geschichte sieben Monate, meistens waren es jedoch acht bis zwölf Wochen. Er nutzte dabei das Ensemble, das man aus Lees Comic-Heften schon kannte. Der Strip folgt aber einer eigenen Kontinuität. Nur in drei Fällen gab es Geschichten, die mit den Comic-Heften korrelierten. Im Jahr 1987, als Peter Parker und Mary-Jane Watson heiraten, im Jahr 1993, als die Mutant Agenda anstand und im Jahr 2008, als mit Brand New Day die Ehe von Peter und MJ ausgelöscht wurde. Die Leser des Strips reagierten darauf so empört, wie es viele Fans der Hefte auch getan hatten. Sie erreichten jedoch ein Umdenken und so erklärte man die Geschichte im Strip schlicht zum Albtraum, woraufhin Peter und MJ wieder zusammen waren.

Panini hat in diesem Jahr mit dem Reprint dieser Geschichten begonnen. Der erste Band umfasst die Tagesstrips und Sonntagsseiten der Jahre 1977 bis 1979. Der Bulls Pressedienst hatte Spider-Man, aber auch andere Superhelden im Angebot. Vom 05. Januar 2001 bis 16. Februar 2002 wurden insgesamt 252 lokalisierte Strips produziert – und auch verkauft. Ein Kunde war der Norbert Hethke Verlag, bei dem aber letztlich keiner der Strips erschien, ein anderer die B.Z. Ullstein GmbH, die das Material für einen Dummy benötigte, aus dem letztlich nie ein reguläres Magazin wurde. Ein kurioses Detail dieser eingedeutschten Strips ist, dass Spider-Man ohne Bindestrich geschrieben wird.

Im Jahr 1977 debütierte ein sehr ungewöhnlicher Held in den Zeitungen: Howard the Duck. Der subversive Enterich, den es von Duckworld auf die Erde verschlägt, ist im strengen Sinne kein Held, aber vielleicht ein Held des kleinen Mannes. Von Juni 1977 bis Oktober 1978 lief der Strip, der von Howard-Schöpfer Steve Gerber geschrieben und von Gene Colan gezeichnet wurde. Später wurde Gerber ersetzt, weil er die Deadlines nie einhalten konnte. An seine Stelle trat Marv Wolfman, während Alan Kupperberg die Zeichnungen übernahm. Howard the Duck hatte nie eine besonders große Verbreitung. Bis heute wurden die 511 Strips nie nachgedruckt, aufgrund der wenigen Zeitungen, die sie brachten, ist es auch schwer, ein Set zu komplettieren.

Von Oktober 1978 bis September 1982 gab es The Incredible Hulk. Der Strip wurde vom King Features Syndicate vertrieben. Auslöser war die erfolgreiche Fernsehserie, weswegen Stan Lee als Autor und Larry Lieber als Zeichner die Geschichten auch daran orientierten – mit David statt Bruce Banner auf der Flucht, dem Reporter McGee hinter ihm her und einem Hulk, der nicht reden kann. Lee schrieb den Strip nur kurzzeitig, Lieber übernahm dann auch als Autor. Die Zeichnungen wurden schließlich von Rich Buckler und dann Alan Kupperberg gestaltet.

Ein Reprint der 18 Geschichten – eine 19. war fertig, wurde aber nicht mehr publiziert – steht bis heute aus.

Ein letzter Marvel-Held ist einer, der eigentlich gar keiner ist: Conan the Barbarian. Roy Thomas brachte den Barbaren aus der Feder von Robert E. Howard in die Comics – und diese waren derart erfolgreich, dass im September 1978 ein eigener Strip entstand, geschrieben von Roy Thomas, der Conans Geschicke über Jahre hinweg in mehreren Comic-Serien lenkte. Die Zeichner wechselten, anfangs war es John Buscema, später dann Ernie Chan, zu guter Letzt dann Alfredo Alcala, Alan Kupperberg und Tom Yeates. Im Grunde waren für den Strip dieselben Leute verantwortlich, die auch die Heft-Serien Conan the Barbarian und The Savage Sword of Conan produzierten.

16 Geschichten erschienen bis zum April 1981, dann war Schluss mit den Schwertern und der Magie. Diese Strips wurden im Jahr 2010 von Dark Horse in den USA gesammelt, die Reproduktion ist jedoch nicht überragend und ein paar einzelne Tagesstrips fehlen auch, weil man sie nicht auftreiben konnte.

Die Zeit der Abenteuer-Strips ist aber längst vorbei. Fortlaufende Erzählungen, denen man Tag für Tag folgen muss, sind zugunsten von Serien, die jeden Tag einen Gag präsentieren, oder Cartoons immer weiter in den Hintergrund getreten. Derlei Unterhaltung ist aus der Zeit gefallen.

Ein paar Klassiker wie Flash Gordon und Phantom werden noch publiziert, wenn auch ersterer nur noch mit Reprints alter Strips, mehrheitlich ist die Zeit dieser Form von Tagesstrip aber vorbei. Wenn überhaupt, dann kann es ein neues Leben für diese Strips nur in liebevollen Sammlerausgaben oder auf einem Webportal geben, das regelmäßig neues Lesefutter bereithält und diese Strips in der Form nutzt, wie es Tageszeitungen schon immer getan haben.

Von Peter

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