Das Ende kam schnell. So schnell, dass Comics zwar fertig waren, aber nicht mehr veröffentlicht wurden. Vollständig entwickelte Projekte wurden nicht auf Eis gelegt, aber bei Marvel Music spielte man mit einigen Ideen, welche Comics man als nächstes machen könnte. Chuck D wollte für Public Enemy einen Comic, der die Band als eine Art Agents of S.H.I.E.L.D. neu erfindet, mit ihm selbst als eine Art farbigem Nick Fury.

David Bowie war von The Last Temptation so begeistert, dass er mit Neil Gaiman an einem eigenen Comic arbeiten wollte. Für Gaiman wäre das ein Traumprojekt gewesen, war er doch schon in seiner Jugend ein Fan des Sängers.

Mit Snoop Dogg wollte man einen Wer-Dogg-Comic machen und es existierte die Idee, Ice Cube in eine SF-Geschichte zu verfrachten, die im Jahr 2000 spielt und erzählt, wie Präsidentin Hillary Clinton Nordkorea den Krieg erklärt.

Die Comics waren interessant, aber sie hatten ein Problem: Sie verkauften sich nicht. Man hatte keine normalen Hefte produziert, sondern Bände im Prestige-Format, die mit einem höheren Preis versehen waren. Damit hoffte man, auch in die Plattenläden zu kommen, aber die Vertreter von Marvel Comics schafften es kaum, die Comics dort zu positionieren. Ebenso hatte man gehofft, dass die Comics bei den Konzerten der Künstler verkauft würden, was abgesehen von Marty Stuarts Shows aber auch nicht geschah.

Stewart war desillusioniert, dass es Marvel nicht gelang, die Comics in Plattenläden zu bringen. Er entschied sich darum, seinen Kontrakt nicht zu verlängern. Allerdings wäre das wohl eh nicht vonnöten gewesen, wie die Ereignisse des Jahres 1996 um den Beinahe-Kollaps des Verlags zeigten.

Bei Marvel hatte man längst entschieden, dass das Experiment Marvel Music ein Flop war. Eine Fortführung war entsprechend auch nicht angedacht.

Der Imprint wurde nach nur einem Jahr wieder eingestampft, Marvel Music als Label erst später wiederbelebt, dann aber nicht mehr für Comics, sondern für die Vermarktung der Soundtracks der MCU-Filme.

Marvel Music als Comic-Imprint war schnell vergessen, insbesondere bei Marvel selbst, da man zur Mitte der 1990er Jahre vor ganz anderen Problemen stand. Die Boom-Jahre der frühen 1990er Jahren waren vorbei, das harte Erwachen folgte und Marvel musste im Jahr 1996 sogar Insolvenzschutz beantragen. Aber das ist eine andere Geschichte, die kaum der Stoff für eine zünftige Rock-Oper ist.

Von Peter

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