Es gibt Hunderte von Comics mit dem Barbaren Conan, nur 22 Hefte wurden von Barry Windsor-Smith (damals noch Barry Smith) gezeichnet. Von den ersten 24 sind nur die Nummern 17 und 18 nicht von ihm. Er hat definiert, wie Conan auszusehen hat, bevor John Buscema später den Typus des sehr viel muskulöseren Helden in den Fokus stellte. Bei Windsor-Smith war der Barbar deutlich athletischer. Die Zeichnungen wiederum sind verspielt, elegant, fast zu fein für eine Serie, deren Hauptfigur ein Barbar aus dem Norden ist.

Im Lauf der Jahre hat Windsor-Smith den Barbaren hier und da gezeichnet, die Illustration ist ein besonders kraftvolles Beispiel, das Conan inmitten seiner Feinde zeigt. Eigentlich sogar auf ihnen. Auf einem Haufen erschlagener Gegner. Inspiriert wurde Windsor-Smith hier wohl von Frank Frazettas Gemälde The Destroyer, aber der Brite verankert das Motiv des kämpfenden Conan mehr in einer klassischen Form des Comic-Bildes.

Bemerkenswert: Der stimmungsvolle, vom Sonnenuntergang geprägte Himmel im Hintergrund. Davor: Ein detailreicher Leichenberg, bei dem der Blick von einem von Conans Gegnern zum nächsten wandert, nur um dann am Barbaren selbst hängen zu bleiben.

Windsor-Smith arbeitete noch mehrmals für Marvel, herausragende Werke sind seine Iron Man-Arbeiten der 80er (Nummern 232 und 243), die Machine Man-Miniserie und zusammen mit Autor Chris Claremont die Wolverine-Saga Weapon X, die mehr Aufschluss über den Ursprung des Mutanten liefert.

In den frühen 90er Jahren wurde Windsor-Smith auf Einladung von Jim Shooter zum Creative Director und Lead Artist beim Comic-Verlag Valiant. Er zeichnete auch die ersten zehn Hefte von Solar, Man of the Atom. Mit der Serie wurde der Comic-Held der 60er Jahre wiederbelebt. Bei Valiant erschuf er auch das Superhelden-Duo Archer & Armstrong. Nachdem er Valiant verlassen hatte, schuf er beim Verlag Malibu seine Figur Rune, die später auch auf Conan traf (Rune vs. Conan). Im Jahr 1995 folgte für Dark Horse die im übergroßen Format publizierte Anthologie-Serie Barry Windsor-Smith: Storyteller, bei der zeichnerisch noch einmal auftrumpfte. Sein größtes Werk erschien im Jahr 2021: Monster.

Es war ein langsamer und langwieriger Prozess, Monster zu erschaffen – es kostete Windsor-Smith Jahrzehnte. Sein Stil ist trotz der Jahrzehnte, in der dieser Comic entstand, aus einem Guss. Weil sich der Ansatz des Künstlers nie geändert hat. „Ich habe Geschichten auf die einfachste Art und Weise gezeichnet, mit simplen Outlines, die die Realität eher implizieren, als definieren. Aber ich habe auch extrem detaillierte Zeichnungen gemacht. Comics auf ihre Simplizität zu reduzieren, ist okay, wenn man ein simples Narrativ hat. Monster ist jedoch realistisch und komplex und darum spiegeln die Zeichnungen das wider.“

Windsor-Smith hat in all den Jahren auch andere Arbeiten abgeliefert – solche, die das Leben finanzieren. Aber er kehrte immer wieder zu Monster zurück. Es war ein Werk, das all seine Energie bedurfte, das eine schwierige Erfahrung war, das zugleich aber auch über allem thront, was Windsor-Smith erschaffen hat. Monster ist das Produkt wahrer Leidenschaft – für das sequentielle Erzählen, aber auch dafür, wie man aus den hierfür vorgegebenen Mustern ausbrechen kann. Mit Monster, das sich sowohl real, als auch metaphysisch mit den titelgebenden Monstern befasst und diese nicht in der tragischen Kreatur, sondern in den „normalen“ Menschen findet, hat der 75-jährige eine Graphic Novel vorgelegt, die diesen Begriff wirklich verdient. Ein Werk für die Ewigkeit, das Barry Windsor-Smith nicht nur als großen Zeichner, sondern auch Erzähler zeigt. Es ist die Krönung eines eindrucksvollen Werks, das mit Conan the Barbarian einen frühen Höhepunkt erlebte.

Von Peter

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