Das Programm des Schweizer Verlags Skinless Crow wächst imposant an. Man kann es fast als eine Art Best-of der amerikanischen Independent-Szene sehen. Mit Harrow County startete letztes Jahr aufregende Serie – und das auch in einem für den Verlag neuem Format.

Man hat sich entschieden, eine direkte Umsetzung der amerikanischen Omnibus-Ausgabe vorzunehmen. Das heißt: Überformat, was den Zeichnungen sehr zugute kommt, und ein Umfang von fast 400 Seiten. Ganz günstig ist das nicht, der auf nur 666 Stück limitierte Comic ist aber jeden Cent wert. Cullen Bunn und Tyler Crook haben einen der aufregendsten Horror-Comics der letzten Jahre erschaffen!

Im Vorwort erklärt Cullen Bunn, dass sein Onkel ihn immer warnte, sich vor Geistern und Ghulen in Acht zu nehmen, die an den einsamen und verlassenen Orten dieser Welt lauern. Er nannte sie Haints. Sie seien, so sein Onkel, wie die Finger des Todes, die versuchen, einen Fuß in unsere Welt zu bekommen. Und sie sind überall.

Das hat Bunn nie wieder losgelassen. Die Geschichten seines Onkels bildeten die Inspiration für die auf seiner eigenen Website in Episoden veröffentlichte Prosa-Geschichte Countless Haints. Zehn Kapitel gab es davon, dann kam Bunn zur Überzeugung, daraus eine fortlaufende Comic-Serie machen zu wollen. Er benannte die Hauptfigur um – aus Madrigal wurde Emmy –, verlagerte die Geschichte in die Zeit der 1930er Jahre und änderte den Namen des Ortes von Ahmen’s Landing zu Harrow County.

Dann stellte er die Serie dem Verlag Dark Horse Comics vor. Der war interessiert, mit Bunn zusammenzuarbeiten, da er erfolgreich war und immer mehr Fans fand. Für die Umsetzung wählte Bunn den Zeichner Tyler Crook, der auch die Kolorierung übernahm – er griff auf Wasserfarben zurück, um der Geschichte eigenes Flair zu geben, vor allem auch eines, das etwas altmodisch wirkt.

Bunn ist heute einer der umtriebigsten Autoren. Zu Beginn seiner Karriere bezweifelte er, dass er jemals seinen Tagesjob würde aufgeben und Vollzeit schreiben können. Bunn: „Es gab Tage, an denen es sehr, sehr schwierig war, weiterzumachen. Ein paar Mal habe ich irgendwie den Faden verloren. Ich habe das Endziel vergessen. Aber ich kam immer wieder zum Schreiben zurück. Es gab viele, viele Tage, an denen ich bezweifelte, dass ich jemals als Schriftsteller leben könnte. Und es gibt sie immer noch. Ich erinnere mich an einen Signiertermin mit meinem häufigen Partner Brian Hurtt und die Erkenntnis, dass ich nie in der Lage sein würde, hauptberuflich als Schriftsteller zu arbeiten, traf mich wie ein Schlag. Ich sah ihn an und sagte: Das geht einfach nicht. Ich werde das nie schaffen. Zwei Wochen später kündigte ich meinen Job und begann hauptberuflich zu schreiben. Mein Rat wäre also: Lass dich nicht von Zweifeln erdrücken, denn Zweifel wird es immer geben.“

Sein erster Erfolg war der Horror-Western The Sixth Gun, der von 2010 bis 2016 lief. Nach den Erfolgen mit seinen eigenen Geschichten erhielt er immer öfter Arbeit bei Marvel, wo er sehr viele Geschichten mit Deadpool entwickelte, aber auch mit Wolverine und Venom. Danach schrieb er Serien mit Magneto, Moon Knight und den Uncanny X-Men. Auch bei DC war er sehr aktiv (u.a. Serien mit Sinestro und Lobo) und für einige Independents wie Dynamite, IDW, Boom und Image entwickelte er eigene Stoffe. Ganz zu schweigen von Dark Horse Comics.

„Am liebsten erzähle ich Geschichten mit meinen eigenen Figuren, Ideen und Welten“, erklärt Bunn. „Diese werden für mich immer lohnender sein. Insbesondere die Geschichten, die einen emotionalen Punkt berühren, die mich glücklich oder traurig machen oder inspirieren, während ich sie schreibe. Ich gehe davon aus, dass der Leser dasselbe empfindet, wenn sie bei mir selbst ein Gefühl auslösen. Wenn mir ein Leser sagt, dass ihm etwas, das ich geschrieben habe, gefällt, dass es ihm etwas bedeutet hat… es gibt kaum ein besseres Gefühl.“

Von Peter

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