Im Jahr 2022 war es dann soweit: Das erste, richtige neuerliche Treffen der ungewöhnlichsten Fantastic Four aller Zeiten stand an. Marvel wollte zurück zu dem Konzept, das Walt Simonson mehr als 30 Jahre zuvor ersonnen hatte. Die Wahl fiel auf Peter David als Autor, der es gewohnt ist, in große Fußstapfen zu treten. Walt Simonson hat aber zumindest ein Variant-Cover für die erste Ausgabe angefertigt. David war sicherlich die ideale Wahl, da er die Geschicke des Hulks über viele Jahre gelenkt hat – und die Story sich in Las Vegas abspielt, wo Joe Fixit nun mal lebt. Das nutzt David auch dafür, mit Marlo eine der Nebenfiguren der damaligen Hulk-Ära in einem kleinen Auftritt einzubauen.

Für Fans von Davids Hulk-Geschichten ist das natürlich eine schöne Beigabe, weil man sich auch wohlig an die Ära erinnert, in der Marlo der Love-Interest des grauen Hulks gewesen ist. Die Geschichte ist ähnlich der des ersten Zusammentreffens der neuen Fantastic Four – im Hinblick darauf, dass sie sich nicht ganz ernst nimmt.

Das Team-up findet dabei kurz nach den Ereignissen aus Simonsons Geschichte statt. David baut damit retroaktiv die Historie dieser neuen Fantastic Four aus. Ghost Rider, Hulk, Spider-Man und Wolverine springen kurz nach ihrem ersten Abenteuer noch einmal in die Bresche, um einer Gewalteskalation in Las Vegas auf den Grund zu gehen. Im Kampf gegen Dämonen müssen die Recken erkennen, dass sie ohne Hilfe auf verlorenem Posten stehen. Zum Glück tritt die Fackel auf den Plan. Doch dann wechselt einer überraschend die Seite.

Auch ein neuer Zeichner ist am Werk: Alan Robinson, der nicht nur die Bleistiftzeichnungen übernommen, sondern auch selbst getuscht hat. Für Robinson war es die erste Arbeit für Marvel. Er hat aber schon für andere Verlage Comics u.a. zu V-Wars und Terminator gemacht und hat einen sehr gefälligen, durchaus klassisch anmutenden Stil. Als Nachfolger von Arthur Adams ist er ideal.

Für Peter David war es die erste Zusammenarbeit mit Robinson. Der Website comicbook.com sagte David: „Wer Alans Arbeiten noch nicht kennt, wird vom Resultat sehr positiv überrascht sein. Alan hat den Geist dieser Geschichten perfekt eingefangen.“

Natürlich agieren die neuen Fantastic Four hier ebenso wenig als Team, wie zuvor. Als von Dämonen besessene Menschen angreifen, zögert Wolverine nicht, seine Krallen einzusetzen. Das kann Spider-Man natürlich nicht zulassen, weswegen er Logans Hände mit seinem Netz einwickelt. Der Hulk verschwindet mitten im Geschehen, weil es Wichtigeres gibt und der Ghost Rider ist sowieso von allen abgeschnitten, als sie nach ihrem ersten Treffen in Las Vegas plötzlich woanders hin teleportiert werden. Aber gerade diese Dysfunktionalität macht auch den Reiz dieses so unpassenden Teams aus. Weil die Interaktion spannend ist, umso mehr in Las Vegas. Denn der Hulk möchte am liebsten das Sagen haben, sind sie doch in seiner Heimatstadt. Ghost Rider wiederum ist der Meinung, er sollte das Sagen haben, weil er sich am meisten mit Dämonen auskennt. Das nutzt David zu einigen knackigen Dialogen.

Mit dem Priester John Priest – ja, die Figur muss sich des Namens wegen häufiger einen Spruch gefallen lassen – führt David aber auch eine interessante neue Figur ein. Denn es steckt mehr hinter dem Priester, als man meinen sollte. Seine Wünsche erfüllen sich von selbst. Das Ende der Geschichte ist dann durchaus auch auf ein Sequel angelegt, wenn auch nicht unbedingt mit den neuen Fantastic Four. Aber John Priest trifft beim Verlassen von Las Vegas jemanden, der seine eigenen höllischen Erfahrungen gemacht hat.

Die neuen Fantastic Four ist ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit – ideal für ältere Leser, die früher schon dabei waren, ob nun bei den US-Heften oder der ersten deutschen Veröffentlichung in einem Die fantastischen Vier-Taschenbuch von Condor. Aber der Comic ist nicht rein auf Nostalgie aufgebaut, der moderne Look, aber auch der Reiz dieses Teams an nach wie vor sehr populären Einzelgängern ist für jüngere Fans auch reizvoll. Und es ist erfrischend, eine Geschichte zu lesen, für die man nicht tief in die Historie des Marvel-Universums eintauchen muss, sondern die für sich steht.

Von Peter

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