Dass lang erwartete Sequel zu Kurt Busieks und Alex Ross‘ MARVELS  ist schon vor ein paar Jahren erschienen, aber immer noch ein Highlight.: MARVELS – EYE OF THE CAMERA (dt. Marvel Exklusiv 88: Marvels – Im Fokus der Kamera), geschrieben von Kurt Busiek und Roger Stern, illustriert von Jay Anacleto.

Man muss wissen, dass beide Geschichten nicht die Superhelden in den Vordergrund rücken. Es ist der Photojournalist Phil Sheldon, durch dessen Augen, durch dessen Kamerablickwinkel, man die Welt der Marvels kennen lernt. Busiek zeigt uns die Welt der Superhelden aus dem Blickwinkel eines ganz normalen Menschen, der von der Größe und Erhabenheit der Helden fasziniert ist. MARVELS wirft einen Blick auf das Marvel-Zeitalter der 60er Jahre bis zur Mitte der 70er Jahre. Es schließt mit dem Tod von Peter Parkers Freundin Gwen Stacy. Das Ende einer Ära, der Tod der Unschuld.

Durch Phils Augen blickt man auf Schlüsselerlebnisse innerhalb des Marvel-Universums. Ich kannte viel von dem, was Phil hier sieht. Einige der Geschichten hatte ich Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung gelesen. Aber das erste MARVELS wirkt auf mich nicht so wie das zweite. Denn EYE OF THE CAMERA beschäftigt sich hauptsächlich mit den späten 70er und den 80er Jahren. Der Angriff der Masters of Evil auf das Avengers-Mansion, das Verschwinden der Helden im Central Park durch den Beyonder, Spider-Mans erstes Treffen mit dem Punisher, die Rettung der Erde durch den Molecule Man, Magnetos Verhandlung  in Paris und der (vermeintliche) Tod der X-Men in Dallas.

In diesem zweiten Band ist Phil Sheldon ein Zweifler. Anfangs glaubt er daran, dass die Marvels all das sein sollen und können, was wir nicht sind, doch im Verlauf der Geschichte, als ihm in seinem eigenen Leben immer weniger Zeit bleibt, verzweifelt er. An Helden, die nicht mehr in klaren Schwarzweißmustern agieren. An den Menschen, die Helden bejubeln, wenn sie ihnen das Leben retten, nur um sie danach zu verfluchen. An den Medien, die Helden von ihrem Podest herabreißen und Hass auf Mutanten schüren. Der Traum zerbricht für Phil Sheldon. Was ein Zeitalter der Wunder war, wird zu einer immer dunkler werdenden Welt der langen Schatten.

Die Reise von Phil Sheldon illustriert auch ein wenig die der älteren Leser, nur dass er am Ende seinen Glauben an die Helden zurückgewinnt.  MARVELS ist ein Blick von außen nach innen, auf eine Welt längst vergangener Wunder.

Von Peter

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