Es gibt US-Comic-Serien, die erreichen legendären Status. Es sind dies vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten Werke, die eine abgeschlossene Geschichte bieten und die Vision eines Autors darstellen. Eine solche Serie ist STARMAN (weder verwandt noch verschwägert mit John Carpenters gleichnamigen Film).

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Geschaffen wurde der neue Starman von Autor James Robinson und Zeichner Tony Harris. Beide waren zuvor noch relativ unbekannt, aber Robinson – übrigens ein Brite – stieg durch diese Serie zum Star im Comic-Bereich auf und verließ diesen schließlich, um sich in Hollywood zu versuchen, wo er das Skript zu DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN geschrieben hat. Mittlerweile ist er wieder bei den Comics angekommen.

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Starman ist Jack Knight, ein Held in der dritten Generation. Sein Vater war in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach Starman. Als er sich zur Ruhe setzte, übernahm Jacks Bruder David den Mantel des Superhelden. Schon in den ersten Seiten der 0-Nummer vom Oktober 1994 stirbt David aber und Jack wird durch die Umstände gezwungen, zu Starman zu werden. Eigentlich will der eigenwillige Jack kein Superheld sein, was er auch dadurch kundtut, dass er sich gegen ein Kostüm sträubt und in normaler Straßenkleidung gegen das Böse kämpft.

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Jack ist zudem ein normaler Kerl, ein Sammler alter Sachen, mit dem sich der Leser, der ja zumeist selbst Comics oder ähnliches hortet, identifizieren kann. Das alleine würde STARMAN aber nicht zu einer außergewöhnlichen Serie machen. Vielmehr ist es James Robinsons Sinn für Geschichte, der den Abenteuern von Jack Knight immer wieder die nötigen Extra-Details gibt, um sie zu mehr als der Summe ihrer Teile zu machen.

Robinson ignoriert nicht die anderen Starmen, die sich in der bunten Geschichte der DC-Comics über Jahrzehnte getummelt haben. Er ignoriert auch nicht Opal City, diese faszinierende, nur in unserer Phantasie existierende Stadt mit ihren dreidimensionalen und realistischen Charakteren.

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Sowohl die verschiedenen Starmen wie auch Opal City und all seine Bewohner – der Shade, die Polizistenfamilie der O’Hares, der ehemalige Bankräuber Bobo und viele mehr – sind Teil der Geschichte von Jack und seinem Weg zum Heldentum.

Robinsons Sinn für Geschichte, sowohl die seiner Charaktere als auch deren Bedeutung im DC-Universum, setzt sich in immer wieder eingestreuten Times Past-Erzählungen fort. In diesen erzählt er quer durch alle Zeitebenen Geschichten der verschiedenen Charaktere, die Opal City – in sich selbst ein Charakter der Serie – bewohnen. Ähnlich geht er auch mit dem „Shade’s Journal“ vor. Dies sind Auszüge aus dem Tagebuch des Shades, eines unsterblichen Schurken, der inzwischen nicht mehr gegen Helden kämpft, sondern sich einzig und allein für Opal und seine Starmen interessiert. Dieses Journal bietet faszinierende Rückblicke auf den Charakter eines Schurken, den man schon gar nicht mehr als solchen bezeichnen darf. Vielmehr ist der Shade zu einem Freund von Jack Knight und den Seinen geworden.

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STARMAN ist eine Serie, die intelligente Superheldenunterhaltung darstellt und dabei weit über die üblichen Kloppereien, die bei den meisten Vertretern dieses Genres Gang und Gebe sind, hinausgeht. Mit dem unverwechselbaren Stil von Tony Harris, der später von Peter Snejberg, einem ebenfalls sehr begabten Künstler, ersetzt wurde, erhielt die Serie auch ihr eigenes Gesicht, das mehr an Vertigo erinnert, dabei aber die Schrecken dieses Horror-Labels außen vor läßt und sich auf gute, erwachsene Geschichten konzentriert.

Neben der regulären Serie, die nach 80 Ausgaben abgeschlossen wurde, gab es auch immer wieder Specials, Annuals und Miniserien (eine war dem Shade vorbehalten), die die Geschichte von Opal City um Details erweitern.

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STARMAN ist ein wunderschönes Kleinod unter den Comics, das wie ein guter Wein von Jahr zu Jahr besser wird. Es ist fast bezeichnend, dass diese grandiose Geschichte, die abseits aller DC-Events und Crossover gelesen und genossen werden kann, nie den Weg nach Deutschland fand. In den USA hat man mittlerweile mit einer Gesamtedition der Serie als Omnibus Hardcover begonnen und legt damit eine bibliophile Ausgabe vor, die jeden Bücherschrank bereichert.

Von Peter

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