Mit gut 200 Seiten Umfang ist Georges Bess‘ Adaption Dracula schon sehr umfangreich und wirklich bibliophil. Der Comic ist in Schwarzweiß gehalten, womit Bess‘ Zeichnungen ganz besonders gut zur Geltung kommen. Sein Strich ist kraftvoll, die Schattendramaturgie atmosphärisch und angesichts des Umfangs und des Albumformats hat er auch die Möglichkeit, der Vorlage wirklich gerecht zu werden. Jüngst hat Splitter mit Crepax: Dracula auch eine klassische Erotikversion veröffentlicht.

Nicht minder interessant ist Dracula von Legendary Comics. Kerry Gammill agierte als Art Director und war die Liaison zum Lugosi Estate. Denn der Clou dieser in Schwarzweiß gehaltenen Adaption des Romans ist, dass Dracula mit Bela Lugosis Antlitz gezeichnet wird. Sicherlich hat jeder seinen eigenen Favoriten, wenn es um die filmischen Versionen von Dracula geht, aber Lugosi war 1931 der erste, der der Figur auf der Leinwand Leben einhauchte. Und bis heute ist er einer der eindrucksvollsten Draculas. Tod Brownings Film war eher eine Adaption des Bühnenstücks als von Stokers Roman. Er musste viel kondensieren und weglassen. Mit diesem Comic hat man nun aber die Gelegenheit, Lugosi in einer werkgetreuen Adaption des Romans zu sehen.

Die Zeichnungen stammen von El Garing. Die Nachkommen des Schauspielers äußerten sich wohlwollend. Bela G. Lugosi dankte den Künstlern und dem Verlag, Lynne Lugosi Sparks meinte: „Wir glauben, dass Legendary Comics bewiesen hat, was Fans längst wissen – Bela Lugosi ist Dracula.“

Gammill war von den 1970er bis in die 1990er Jahre für Marvel und DC tätig, bevor er für Hollywood-Produktionen Storyboards anfertigte und als Konzeptzeichner fungierte. Er hat eine tiefe Passion für klassische Phantastik und ist mit der Lugosi-Familie seit Jahren befreundet. Man hat auch verschiedene Projekte zusammen verwirklicht, diese Graphic Novel ist für ihn aber so etwas wie ein Traum: „Bela Lugosi, den ikonischsten Dracula aller Zeiten, in einer werkgetreuen Adaption von Bram Stokers Roman zu sehen, ist einfach nur aufregend.“

Diese Adaption sticht durch das Lugosi-Alleinstellungsmerkmal aus allen anderen Comic-Versionen der Geschichte heraus. Das letzte Wort in Sachen Dracula sind aber sicherlich weder George Bess‘ Werk noch die Lugosi-Geschichte. Denn Dracula erhebt sich stets aufs Neue, regt die Phantasie von Künstlern an und lebt in unterschiedlicher Form weiter. Mehr als 120 Jahre sind erst der Anfang und die nächste Reise in die Karpaten kommt bestimmt …

Von Peter

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