Roy Thomas war in den frühen 1990er Jahren für Topps tätig. Eigentlich ein Verlag für Trading Cards, hatte man damals aber begonnen, auch Comics zu produzieren. Man hatte auch die Comic-Rechte am neuen Film Bram Stoker’s Dracula von Francis Ford Coppola erhalten. Für das Skript holte man Thomas, während die Zeichnungen von Mike Mignola gefertigt wurden. Thomas hält sich nahe an den Film und variiert kaum etwas, ein überdurchschnittlich guter Comic zum Film ist dies aber, weil Mignolas atmosphärische Zeichnungen mit dem grandiosen Schattenspiel der Geschichte sehr viel Flair verleihen – in der jüngsten Ausgabe von Panini gilt das sogar noch etwas mehr, weil ein leicht größeres Format gewählt wurde.

Die vielleicht schönste Adaption des Romans dürfte hierzulande weitestgehend vergessen sein. Es handelt sich um Fernando Fernandez‘ aus zwei Alben bestehende Version des Romans, die hierzulande 1985 als Nummer 1 und 2 der Album-Reihe Gespenster-Geschichten präsentiert veröffentlicht wurde. Der im Jahr 2010 im Alter von 70 Jahren verstorbene Fernandez schuf die Adaption im Jahr 1982 für die spanische Ausgabe von Creepy. Er setzte auf Direktkolorierung, was seinen detaillierten Zeichnungen eine traumhaft schöne Qualität verleiht. Diese Adaption harrt ihrer Wiederentdeckung!

Im Jahr 2010 erschien hierzulande die kurz zuvor in den USA bei Dynamite veröffentlichte Adaption Dracula: Die Graphic Novel von Leah Moore und John Mark Reppion, die sich nicht nur nah an die Vorlage hält, sondern auch mit fotorealistischen Zeichnungen von Colton Worley punkten kann. Sie sind atemberaubend und bildgewaltig, fast ist es, als würde man die Standbilder einer perfekten Film-Adaption sehen.

Darüber hinaus hat man bei der Adaption auch Stokers Kurzgeschichte Draculas Gast integriert, die er für den Roman geschrieben, dann aber verworfen hatte. Sie wurde erst posthum veröffentlicht, passt aber sehr gut in die eigentliche Geschichte.

Beeindruckend ist Pascal Crocis im Jahr 2010 erschienene Adaption Dracula, in der der Künstler Stokers Figuren mit dem realen Vlad III. Draculea verbindet. Schon 1990 veröffentlichte Carlsen innerhalb der Reihe Carlsen Lux Philippe Druillets Nosferatu, der sich an Murnaus Film orientiert und eine leidenschaftliche, optisch in feinstem Schwarzweiß gehaltene Version der Geschichte abliefert.

Wenn diese Werke zur Speerspitze der Stokerschen Adaptionen gehören, dann gibt es auch die Kehrseite der Medaille. Mit halbgaren Comics wie Dracula aus dem Klopp Grafix Verlag. Schon im Jahr 2008 erschienen, warb man mit diesem „Lesetipp für Lesemuffel“. Auf knapp 40 Seiten wird die Geschichte von Penko Gelev und Fiona Macdonald nacherzählt, man setzt jedoch weniger auf Sprechblasen als vielmehr auf relativ viel Text unter den Bildern. Mehr als doppelt so viel Umfang hat Usborne Graphic Novels: Graf Dracula, das erst letztes Jahr erschienen ist. Die Zeichnungen sind besser, die Geschichte simpel gestaltet. Im Grunde ist dies ein Versuch, den Roman einem jungen Publikum näherzubringen.

Erwähnenswert ist noch Dracula: The Graphic Novel aus dem Jahr 2010, gezeichnet von Staz Johnson. Die bei Classical Comics in Großbritannien erschienene Adaption muss mit 150 Seiten Umfang auch straffen, die Zeichnungen sind jedoch eine Wucht.

Von Peter

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