Es gibt viel, das man an Selenie mögen kann. Die phantasievolle Mondlandschaft, die tierische Welt, die Kostüme und Figuren, die mit zahlreichen Anleihen versehen sind, aber letztlich wirkt das alles ein wenig schal und leer. Durchgeplant, sogar ein wenig bedeutungslos.

Auf der Erde herrschte ein Krieg – ein außerirdischer Invasor ist gekommen. Der Widerstand trotzt ihm, doch drei Menschen, die dem Feind nicht in die Hände fallen dürfen, wurden mit anderen auf die dunkle Seite des Mondes gebracht, wo sie unentdeckt leben können. Selenie und Verne, die das Abenteurer-Gen in sich haben, aber auch der deutlich jüngere Meliés, der wie alle von einer Rückkehr zur Erde träumt. Als ein Raumschiff von der Erde havariert, kommt Bewegung in ihr Leben – oder scheint es nur so?

Fabrice Lebeaults Zeichnungen sind ausgesprochen schön. So wie es inhaltlich Anleihen bei großen Science-Fiction-Klassikern und alten Comics gibt, sind diese auch visuell gegeben. Man fühlt sich an Alex Raymonds Flash Gordon erinnert, aber auch an Winsor McCays Little Nemo, deren Klasse erreicht Selenie aber nie. Weil die Auflösung der Geschichte zu unspektakulär erscheint. Dafür sind es die Details, die gefallen, die Figuren dieser Welt, die namentlich, aber auch vom Aussehen Kombinationen echter Menschen sind, etwa der hinterlistige Charpin, der ein Amalgam aus den Stummfilmkomikern Charlie Chaplin und Ben Turpin zu sein scheint. An diesem visuellen und narrativen Zitatenschatz kann man sich erfreuen, ebenso wie an der wirklich ansprechenden Optik des Comics. Stellt man inhaltliche Ansprüche zurück, entführt der Comic zumindest in eine wundervoll vertraute und doch sehr eigensinnige Welt.

Von Peter

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