Alexander Braun wurde zweimal mit dem Eisner Award ausgezeichnet. Er kuratiert Ausstellungen und schreibt die entsprechenden Kataloge, aber es ist eigentlich ein Sakrileg, ein Buch wie HORROR IM COMIC als Katalog zu bezeichnen. Denn auf mehr als 450 Seiten zeichnet Braun hier eine Kulturgeschichte des Horrors nach – natürlich vor allem im Comic, aber auch immer in der Wechselwirkung mit dem Kino.

Das Buch beginnt mit einer Reise in die Vergangenheit, als noch niemand an Comics dachte. Es geht um Kunstgeschichte, um die Darstellung des Schreckens in Gemälden. Danach folgen die weiteren Kapitel. In „EC – Amerikas Weg in die Zensur“ befasst sich Braun mit William Gaines‘ Comics, aber auch den Horror-Publikationen anderer Verlage in den 1950er Jahren und zeichnet nach, wie diese aus den Läden verschwanden. Auf einer Doppelseite gibt es auch ein gruseliges Foto einer Comic-Verbrennung, das an ähnliche Bilder aus dem Dritten Reich erinnert. Auch die komplette Aussage von William Gaines vor dem Senatsausschuss im Jahr 1954 ist enthalten.

„Im Schatten – die anderen“ befasst sich mit den anderen Horror-Comics der 1940er und 1950er Jahre. Danach folgt das Kapitel „Die Warren-Jahre – Von Frazetta bis Wrightson“, in dem es um die Magazine des Verlegers James Warren geht. Als Magazine konnten sie den restriktiven Comics Code umgehen. Es geht aber auch um den Horror der anderen, um Frankenstein und Dracula bei Marvel oder über Vampire, gegen die Superman kämpfte.

„Tod und Teufel – Von Beelzebub bis Hellboy“ ist dem Dämonischen vorbehalten, mit Hexenjagden, mit Comics rund um das Teuflische, und hier natürlich auch mit besonderem Augenmerk auf HELLBLAZER und HELLBOY. „Blanke Knochen – Vanitas und Totentanz“ befasst sich mit den lebenden Toten in Form von Skeletten. „Spitze Zähne – Elegien des Blutes“ dreht sich um den Vampir, „Werwolf – Vollmond in den Wäldern“ um den Lykanthropen. „Geister und wie man sie loswird“ ist dem Gespenstischen vorbehalten und bringt Fallbeispiele mit Micky Maus, aber auch Fix und Foxi. „Zombies und andere Plagen“ drehen sich um die Untoten – auch hier wieder mit frühem Disney, bei dem die Zombies noch nicht die Fleischfresser waren, als die sie filmisch Ende der 1960er Jahre von George A. Romero neu definiert wurden. „Tiefe See – Nasses kaltes Grab“ dreht sich um Seemonster und -unglücke. „Outer Space – Wo keiner deine Schreie hört“ ist den Außerirdischen gewidmet. Bei „Dunkles Ich – Der Feind in dir“ geht es dann um den psychologischen Horror.

Fumetti Neri – Klein, schwarz, giftig“ befasst sich mit dem italienischen Markt. Denn auch das ist eine Stärke des Buchs. Es konzentriert sich nicht nur auf die nordamerikanische Comic-Horror-Tradition. Braun geht hier kenntnisreich auf die Vermengung von Sex und Gewalt ein, befasst sich aber auch mit einem Klassiker wie DYLAN DOG. „Nippon Gore – Von Schnitten und Pusteln“ zeigt dann das Extreme des japanischen Horrors.

Umfangreicher und umfassender kann man dem Thema wohl nicht gerecht werden. Ein Buch, das in jede gut sortierte Comic-Bibliothek gehört.

Von Peter

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