Kann ein neuer BATMAN-Film an die Trilogie von Christopher Nolan anknüpfen – oder sie gar übertrumpfen? Bis vor kurzem hätte man daran wohl gezweifelt, Matt Reeves‘ THE BATMAN zeigt jedoch, dass man durchaus auch BATMAN BEGINS oder THE DARK KNIGHT überholen kann – wenn man eine Geschichte erzählt und einen Stil fährt, der sich nicht nur von Nolan abhebt, sondern auch vom Superheldenfilm, wie er heutzutage gängig ist. THE BATMAN ist ein völlig unironischer, auf jedweden Humor verzichtender, von enormer Düsternis getragener Film. Ein echtes Biest, das mit typischen Superheldenerzählungen kaum etwas gemein hat.

Als ein Killer die Elite Gothams mit einer Reihe sadistischer Anschläge ins Visier nimmt, führt eine Spur kryptischer Hinweise den besten Detektiv der Welt tief in den Untergrund, wo er auf Figuren wie Selina Kyle (Zoë Kravitz), den Pinguin (Colin Farrell), Carmine Falcone (John Turturro) und den Riddler (Paul Dano) trifft. Während seine Ermittlungen ihn immer näher ans Ziel führen und das Ausmaß der Pläne des Täters deutlich wird, muss Batman neue Beziehungen knüpfen, um den Schuldigen zu entlarven und dem Machtmissbrauch und der Korruption, die Gotham City schon lange plagen, ein Ende zu bereiten.

Primärfarben spielen hier keine Rolle, Licht auch kaum. Der Film spielt fast gänzlich zur Nacht, und das noch dazu bei Regen. Die wenigen Tagesszenen sehen aus, als hätte man ihnen das Leben ausgesaugt. Die Welt von Gotham ist eine, die erschauern lässt – ein Ort der Hoffnungslosigkeit, in der Batman ein Symbol der Vergeltung ist. Damit spielt der Film, er zeigt einen Batman, der seit zwei Jahren aktiv ist, der aber noch nicht ganz ist, wer er sein soll. Dieser Film erzählt auch von seiner Reise – und der Erkenntnis, was er für Gotham sein muss.

In erster Linie ist THE BATMAN kein Superheldenfilm, noch nicht mal ein Actionfilm. Es gibt eine knallige Verfolgungsjagd mit dem Batmobil, es gibt auch jede Menge handfeste Action, wenn Batman auf Schurken trifft, aber grundsätzlich ist THE BATMAN ein Kriminalfilm. Einer, in dem es um das organisierte Verbrechen und um Korruption geht und um einen Fall, bei dem Batman sein detektivisches Gespür zeigen muss.

Er ist der Mitternachtsdetektiv. In den Filmen kam dieser Aspekt seiner Persönlichkeit aber eigentlich nie zur Geltung. Erst THE BATMAN stellt ihn wirklich in den Fokus und zeigt Batman als das, was er ist – ein Sherlock Holmes mit Maske und Umhang.

Viele Figuren des Batman-Mythos sind hier integriert, ein Gefühl von Overkill hat man dennoch nie. Ob Pinguin, Selina Kyle oder Carmine Falcone – all diese Figuren finden ihren organischen Platz in der Geschichte. Colin Farrell ist als Pinguin besonders gut. Robert Pattinson ist als Batman großartig. Niemals zuvor war Bruce Wayne so die Staffage wie hier. Es gibt nur zwei Szenen, in denen Bruce Wayne agiert, ansonsten ist es immer nur Batman. Der Film hat begriffen, dass Bruce Wayne als Person reichlich uninteressant ist, und dennoch schafft er es, durch die Vergangenheit der Wayne-Familie auch eine persönliche Dimension für Batman zu erschaffen.

Bemerkenswert ist der Film aber auch, weil er so aktuell anmutet. Wo THE DARK KNIGHT ein Film war, der auf das Chaos nach dem 11.9. reagierte, ist THE BATMAN einer, der unsere Zeit kommentiert, mit einem Schurken, der sich in wahnsinnigen Traktaten ergeht und in seiner Dimension an Massenmörder wie Anders Breivik erinnert, inklusive der Gefahr, die durch Einzeltäter und die verwirrten Seelen, die ihnen via Internet anhängen, ausgehen kann. Die Motivation ist eine andere, das Ergebnis jedoch dasselbe.

THE BATMAN ist genau der Film, den man sich schon immer gewünscht hat. Perfekter kann der Dunkle Ritter nicht auf die Leinwand gebracht werden.

Von Peter

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