Der Breakout-Star von SUICIDE SQUAD war Margot Robbie als Harley Quinn. Entsprechend beschloss man bei Warner schnell, ihr einen eigenen Film zu geben, der nun mit BIRDS OF PREY: THE EMANCIPATION OF HARLEY QUINN vorliegt. Sie emanzipiert sich, indem sie sich vom Joker trennt und das dann auch publik macht. Denn solange jeder dachte, sie sei die Freundin des Jokers, genoss sie Narrenfreiheit, nun stehen die Leute aber Schlange, um mit ihr abzurechnen.

Harley ist auch dem Roman Sionis (Ewan McGregor) alias Black Mask auf die Füße getreten. Der will sie nun ein für alle Mal erledigen – ganz seinem eigenen Stil folgend, indem sein Vertrauter Zsasz ihr das Gesicht abziehen soll. Aber Harley bietet dem Mann einen Deal an. Da ihm gerade erst jüngst ein Diamant gestohlen wurde, wird sie ihn wiederfinden. Sie weiß auch schon, wer ihn hat: die kleine Diebin Cassandra Cain, die von der Polizei eingesackt wurde. Hinter Cassandra sind auch noch andere her. Die Polizistin Renee Montoya will sie beschützen, Dinah Lance, die für Sionis die Fahrerin spielt, will auch nicht untätig zusehen, wie dem Kind was passiert. Und da ist da noch die Huntress, die es auf all jene abgesehen haben, die vor Jahren ihre Familie ausgemerzt haben. Ihrer aller Wege überschneiden sich und es kommt auf den Straßen von Gotham zum explosiven Showdown.

Die Ernsthaftigkeit der Suicide Squad ist gänzlich verschwunden, jetzt regiert schriller Wahnsinn. Das kann man bei Harley Quinn erwarten, bei Black Mask nicht unbedingt. Aber Ewan McGregor spielt ihn so chargierend, dass man meinen könnte, er wollte Jim Carrey zu seinen besten Zeiten übertrumpfen. Der Schotte übertreibt maßlos und macht aus der Figur, die übrigens als einzige eine Maske trägt, eine Karikatur. Er ist, wenn man so will, der schale Ersatz für den Joker, denn eigentlich bräuchte es ja den, damit Harley sich richtig emanzipieren kann.

Reden wir von Harley Quinn. Der Film hat das Problem, dass im Mittelpunkt eine absolute Psychopathin steht, die sich eine Hyäne hält und den Tierhändler an diese verfüttert, weil er ihr Avancen gemacht hat. BIRDS OF PREY müht sich damit, Harley zu einer Heldenfigur zu machen. Allein, es funktioniert nicht. Sie ist eine mordende Psychopathin, deren Taten nur deswegen weniger krass erscheinen, weil der Film sich entschieden hat, praktisch jeden Mann zur perversen Hassfigur zu machen, die immer schlimmer ist als Harley Quinn. Wo das nicht klappt: Als Harley das Polizeipräsidium angreift. Aber wenigstens tötet sie da niemanden.

Margot Robbie agiert überschrill. Was sie hier spielt, ist schon weniger Harley Quinn als Tank Girl, die sie angeblich auch auf die Leinwand bringen will. Aber beide Figuren unterscheiden sich kaum noch voneinander.

Mary Elisabeth Winsteads Figur Huntress ist absolut unterentwickelt, Jurnee Smollett-Bell macht aber als Dinah Lance alias Black Canary eine gute Figur. Dass sie ihre Superkräfte aber erst elendsspät einsetzt, ist auch dem bemühten Drehbuch geschuldet. Das steckt ohnehin voller Anschlussfehler und Logiklöcher. Da fordert Harley Quinn Dinah auf, ihr Ding zu machen, woraufhin sie ihrem Sirenenschrei freien Lauf lässt. Aber Harley konnte von Dinahs Kräften gar nichts wissen! Eine andere Szene, die Kopfschütteln macht: Harley wird in ihrer Wohnung angegriffen, indem jemand von außen eine Bombe hineinkatapultiert. Vor der Tür steht bereits die Polizei oder zumindest jemand, der sich als solche ausgibt. Die Bombe explodiert und Harley läuft aus dem Haus. Weder von den Polizisten noch vom Bombenwerfer ist irgendeine Spur zu sehen. Vielleicht wurde eine entsprechende Szene geschnitten, um den Film nicht überlang werden zu lassen, aber Stückwerk wie dieses gibt es leider zuhauf.

Ebenso gestaltet sich der Film reichlich inkonsequent. Erst erlebt man mit, wie Harley mehr als ein halbes Dutzend professioneller Killer praktisch nebenbei erledigt, aber dann hat sie richtig Mühe bei einem Kampf mit der angetrunkenen, von Rosie Perez gespielten Renee Montoya?

Auf der Plusseite kann der Film ein paar gelungene und kreativ ansprechende Actionszenen verbuchen, in seiner bemüht schrillen Performance wirkt dieser Film aber, wie mit dem Holzhammer zusammengeschustert. Obwohl er gar nicht so lang ist und weniger als zwei Stunden Laufzeit aufbringt, wirkt er auf irritierende Art und Weise ermüdend und langatmig.

Es gibt Momente, die gefallen. Ein paar Gags, die funktionieren, Action, die feist ist, aber vieles verpufft einfach, darunter auch das Larifari-Finale mit dem Showdown zwischen Harley Quinn und Black Mask, das ratzfatz vorbei ist.

Eine Szene nach dem Nachspann gibt es übrigens nicht mehr. Ganz umsonst wartet man aber auch nicht. Aus dem Off verkündet Harley, dass sie die Wartenden mit einem Geheimnis über Batman belohnen will, aber dann wird ihr das Wort abgeschnitten …

Von Peter

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