Zuletzt war 1996 ein Comic mit James Bond erschienen, 19 Jahre später hatte Dynamite dann einen überraschend großen Erfolg mit ihrer neuen Version des Agenten. Entsprechend begann man, die eingekaufte Lizenz auch als ein florierendes Franchise zu verstehen, mit dem man Dinge vorhatte, die es so zuvor noch nicht gegeben hatte – und zwar in keinem Medium!

Neben der Hauptserie begannen die Planungen für verschiedene Miniserien und Einzelausgaben, bei denen man auch auf erfolgreiche Namen setzte. So wurde Andy Diggle angeheuert, um die Miniserie Hammerhead zu schreiben, die bei Splitter als dritter Band der fortlaufenden James Bond-Reihe publiziert wurde.

Hier muss 007 gegen einen Mann namens Kraken vorgehen, der ein Waffensystem entwickelt hat, das er auch an Großbritanniens Feinde verkaufen würde. Der Schurke macht dabei die Geschichte. Das sieht auch Diggle so, der die beeindruckenden Fleming-Schurken liebt und schätzt: „Sie sind größer als das Leben, darum sind sie so unvergesslich. Der Trick ist, sie einzigartig zu machen, ohne in Austin-Powers-Parodie-Terrain abzugleiten. Ich war immer stolz darauf, dass ich Schurken sowohl smart als auch ruchlos gestalten kann. Sie brauchen einen Plan, der Sinn ergibt, nicht einfach nur den Impetus, einen Nuklearkrieg zu starten, ohne dass es ein Ziel dahinter gäbe.“

Hierzulande gerade neu erschienen ist Kill Chain. Diggle erzählt hier davon, wie Bond sich inmitten eines Komplotts wiederfindet, dessen Ziel es ist, die NATO zu zerschlagen. Zu diesem Zweck werden alliierte Agenten ermordet – und Bond ist der Nächste auf der Liste.

Diggle erzählt eine eigenständige Geschichte, wusste aber, dass er diesmal tiefer in die Bond-Mythologie eintauchen wollte. „Als ich wusste, dass ich James Bond in der Gegenwart erzählen würde, wusste ich auch, dass ich SMERSH zurückbringen wollte. Die Schurken aus Flemings Casino Royale, Leben und Sterben lassen, Liebesgrüße aus Moskau und Goldfinger haben alle für SMERSH gearbeitet, die russische Gegenspionage-Agentur. In den Filmen wurde SMERSH durch SPECTRE ersetzt.“

Diggle betrachtet seine beiden Geschichten dabei auf sehr unterschiedliche Weise. Während er Hammerhead als klassischen Bond-Blockbuster á la Goldfinger sieht, ist Kill Chain eher eine bodenständige Spionagegeschichte wie Liebesgrüße aus Moskau, aber beides natürlich mit der knallharten Action, die man bei 007 erwartet.

Als Einzelheft erschien Service von Kieron Gillen und Antonio Fuso. Hier muss Bond sich gegen einen Attentäter bewähren, der versucht, die besondere Beziehung zwischen Großbritannien und den USA zu zerstören und so für ein geopolitisches Desaster zu sorgen. Gillen sah sich im Vorfeld an, was Ellis und Diggle geschrieben und wie die Zeichner das umgesetzt hatten. Auch seine Geschichte sollte ein moderner harter Techno-Thriller sein, aber verbunden mit einem Blick auf die Welt und wie sie ist. Oder besser gesagt: Großbritannien, was es war und was es sein kann. Denn Gillen wurde auch vom Brexit inspiriert, und hier insbesondere die Beobachtung, dass das Vereinigte Königreich ohne Europa für die USA deutlich weniger nützlich ist. „Ich habe die Geschichte nicht 1:1 auf den Brexit abgestimmt, aber sie ist ganz klar ein Kind ihrer Zeit. Das lässt sich von keinem Autor vermeiden. Menschen, die versuchen, zeitlos zu schreiben, scheiben auch nur historische Geschichten. Wir leben in dieser Welt, wir können ihr nicht entfliehen, auch wenn wir das vielleicht versuchen. Wohin wir laufen, sagt viel über das aus, wo wir stehen.“

Weiterhin erschien in den USA das Einzelheft Solstice von Autor und Zeichner Ibrahim Moustafa. Hier reist Bond in inoffizieller Mission nach Paris und verfolgt einen Russen. Aber ist er der Jäger oder der Gejagte?

Von Peter

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