Denkt man an James Bond, dann denkt man auch an den trockenen Humor und die vielen Gimmicks, die ihm von Q mitgegeben werden. Doch das ist nicht der echte Bond, das ist nicht die Art Agent mit der Lizenz zum Töten, die Ian Fleming ersonnen hat. Es ist der Bond, den man aus mittlerweile mehr als 50 Jahren Film-Historie kennt. Dieser 007 überschattet mittlerweile alles und er hätte auch die Blaupause für die neuen Comics sein können, doch Autor Warren Ellis, der den Agenten nach fast 20 Jahren Dämmerschlaf in die Welt der Comics zurückgeholt hat, schwebte etwas anderes vor.

Er wollte nah an der Vorlage bleiben. Zu diesem Zweck las er alle Fleming-Romane noch einmal, hielt sich von den Fortsetzungen jedoch fern. Er mache sich Notizen, entwickelte Ideen und gestaltete Bond so, wie er sein sollte: als knallharter, durchaus eiskalter Killer, der seine Lizenz wahrlich häufig zum Einsatz bringt.

Aber es gibt Elemente der Filme, denen er nicht widerstehen könnte. Die kalte Eröffnung mit der großen Actionsequenz, die praktisch das Ende einer anderen Geschichte ist, ist auch in Ellis‘ erster Geschichte Vargr vorhanden. Ihm ist aber auch bewusst, dass er ein anderes Medium bedienen muss: „Ich verlasse den eher reservierten Ton der Romane aber auch, wenn sich die Gelegenheit ergibt und nicht zuletzt auch deswegen, weil ich die Möglichkeiten nutze, Bonds Persönlichkeit zu untersuchen. Dabei fehlt mir das Darstellen eines Innenlebens, wie es bei Prosa möglich ist, aber darum nutze ich die Vorzüge von Dialogen und Körpersprache, was zu den Positiva eines Comics gehört.“

Im Oktober 2014 wurde bekannt gegeben, dass Dynamite Entertainment von Ian Fleming Publications die Lizenz erworben hatte, um neue Comics mit James Bond zu produzieren. 13 Monate später erschien das erste Heft der fortlaufenden Reihe, die von Warren Ellis und Jason Masters gestaltet wurde.

In ihrer ersten Geschichte, die von Splitter im Juni 2016 in Deutschland veröffentlicht wurde, erzählen sie davon, wie 007 hinter einem europäischen Drogenschmugglersyndikat her ist. Das Schöne an dieser Geschichte: Es geht nicht um die Rettung der Welt, der Schurke ist kein Megalomane, der alles an sich reißen wird, es bleibt bodenständig, ohne dass man auf die gewohnte Action, die bei James Bond zu erwarten ist, verzichten müsste. Es ist ein eleganter Auftakt, den Ellis hier hinlegt.

Diesem ließ er mit Eidolon eine zweite Geschichte folgen, in der 007 eine Agentin aus den USA abziehen, aber dabei mehrere Anschläge auf ihr Leben verhindern muss – weil sie etwas entdeckt hat, das zu einer Verschwörung namens Eidolon führt. Ellis präsentiert hier seine eigene Version einer Geheimorganisation, bleibt sich aber selbst treu, auch wenn er diese Geschichte als leichter empfindet.

Für Ellis war dies aber auch seine letzte Beschäftigung mit Bond. Die Serie sollte in den USA weiterlaufen, bei Dynamite entschied man sich dann aber dafür, die Geschichte Black Box von Benjamin Percy und Rapha Lobosco als eigenständige Miniserie zu präsentieren.

Percy erzählt davon, wie Bond hinter einen Mann her ist, der für die Erschaffung der Black Box verantwortlich ist. Dies ist ein Speichergerät, das unzählige Regierungsgeheimnisse und dergleichen gespeichert hat und an den Meistbietenden verkauft werden soll. Die Geschichte erschien in Deutschland im Januar 2018 als vierter Band der Splitter-Reihe.

 

Von Peter

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