Bei Panini hat man unlängst mit der Veröffentlichung einer schicken Gesamtedition von Warren Ellis‘ TRANSMETROPOLIAN begonnen. 300 Seiten dicke Hardcover-Bände entführen in die Stadt.

Wir befinden uns in der nahen Zukunft. Die Stadt ist ein verdreckter Moloch, in dem sich jeder Schlag Mensch aufhält. Hier gibt es Halbaliens, Haushaltsgeräte, die voll auf Drogen sind, hunderte von religiösen Sekten, zweigesichtige Katzen, Darmdisruptoren, Ebola-Cola, mehr als 2000 Fernsehkanäle, bärtige Frauen, jede Art von Sex, dreiäugige Smileys, Schock-Werbung, ein Präsident, den man nur „das Monster“ nennt, schwule chinesische Dissidenten, Knarren, die aussehen wie aus STAR WARS, und Spider Jerusalem.

Spider ist ein Reporter und der beste in dem, was er tut. Er ist unangepaßt, zynisch, haßt die Stadt und ist das größte Arschloch, das man sich nur vorstellen kann. Aber Spider Jerusalem sagt die Wahrheit. Er interessiert sich nicht für das, was die speichelleckende Masse denkt oder glaubt, sondern tritt mit seinen Kolumnen der Welt fortlaufend in die Eier. Für Spider ist der Journalismus eine Waffe, mit der man töten kann. Ihm, der gezwungenermaßen in die Stadt zurückgekommen ist, ist nichts heilig. Alles ist nur ein verkommener Sündenpfuhl, in dem jeder ums Überleben kämpft. In dieser Atmosphäre lebt und schreibt Spider Jerusalem und verliert sich gelegentlich auf einem selbstgerechten Kreuzzug der Wahrheit.

Erdacht wurde er von dem britischen Autor Warren Ellis, der im echten Leben völlig anders als seine Schöpfung ist. Durch den Mund von Spider Jerusalem hat der Autor jedoch die Möglichkeit, all das anzusprechen, was ihm auf der Seele brennt. Dabei findet Ellis auch zu unangenehmen Wahrheiten und zeigt, daß unsere Welt von der aus TRANSMETROPOLITAN gar nicht mehr so weit entfernt ist. Mit seiner Serie hält er der Realität einen Spiegel vor und enthüllt ein häßliches Gesicht, das sich hinter einem Lächeln verbirgt.

Wie jede gute Science Fiction spricht TRANSMETROPOLITAN Themen an, die auch in unser heutigen Gesellschaft brisant sind, greift dabei aber auch auf stark übertriebene Darstellungsmethoden zurück und wird in seinen besten Momenten zu einer beißenden Satire. Niemand, der sich für Science Fiction, ausgeklinkte Charaktere, absurde Situationen und eine an sich komplexere Geschichte interessiert, kommt an dieser Serie vorbei.

Von Peter

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