Franchises finden selten nur im Kino oder im Fernsehen statt. Ist ein Film erfolgreich, folgen auch weitere Medien. Früher gab es regelmäßig den Roman zum Film, häufig auch eine Adaption als Comic und bisweilen auch eine Fortsetzung in Comic-Form. Bei Indiana Jones verhielt sich das nicht anders, auch wenn die Abenteuer des Professors in der Neunten Kunst nie so erfolgreich waren wie beispielsweise Star Wars, die andere große Lucasfilm-Produktion.

Der US-Verlag Marvel hatte bereits mit Star Wars großen Erfolg und zu anderen großen Filmen auch Comic-Serien lanciert, die aber meist eher kurzlebig waren. Als Der Jäger des verlorenen Schatzes im Jahr 1981 in die Kinos kam, stand Marvel darum auch Gewehr bei Fuß. Pünktlich präsentierte man eine dreiteilige Comic-Adaption, die von Walt Simonson geschrieben und von John Buscema gezeichnet worden ist. Wie es damals üblich war, musste Simonson sein Skript anhand eines frühen Drehbuchs schreiben. Darum gibt es auch einige Unterschiede. So stirbt der fiese Nazi Toht nicht, als die Bundelade ihre Macht entfaltet, sondern bei der Verfolgung von Indy, der im LKW unterwegs ist. Tohts Wagen kommt hier von der Straße ab. Der Comic erklärt aber auch, wie Indy sich an dem U-Boot festhalten konnte. Er band sich mit seiner Peitsche an dem Periskop fest. Und: Indy stellt sich nicht freiwillig, als er die Chance hatte, die Bundeslade zu zerstören, sondern wird von den Nazis überwältigt.

Im Januar 1983 ließ Marvel eine eigene Serie folgen: The Further Adventures of Indiana Jones. Indy erlebt hier Abenteuer mit Marcus Brody und Marion Ravenwood. Außerdem tauchen Sallah, der Schiffskapitän Katanga und später auch Short Round auf. Obwohl die Serie über ihren gesamten Verlauf hin das Problem hatte, dass die Künstler ständig wechselten, entwickelte sich doch so etwas wie eine Kontinuität.

Die ergab sich auch dadurch, dass mit Ian McIver ein rivalisierender Archäologe dazukam, und mit Ali Ben Ayoob ein Tycoon dabei war, der seine eigenen Assassinen hatte und immer wieder mit Indiana Jones aneinandergeriet.

Das erste Heft wurde von John Byrne geschrieben und gezeichnet. Damals war er ein Superstar bei Marvel. Beim zweiten zeichnete er nur noch, während die Texte von Denny O’Neil stammen, der als Autor nicht weniger erfolgreich als Byrne war. Ab da drehte sich das Künstlerrad aber fleißig. Auf O’Neil folgte David Michelinie, der der Serie länger treu blieb. Bei den Zeichnern hatte man zuerst Howard Chaykin bei einem Heft, dann Kerry Gammill bei mehreren, bis Herb Trimpe häufiger zum Einsatz kam und sich auch als Autor versuchte. Zudem wurden ein paar Hefte auch von Spider-Man-Ko-Schöpfer Steve Ditko gezeichnet.

Mit den vielen Autoren und Zeichnern fiel es der Serie aber schwer, eine eigene Identität zu entwickeln. Es gab auch nicht viel, auf das man mit nur einem Film zurückgreifen konnte, in einem bemerkenswerten Zweiteiler sucht Indy aber nach seinem alten Mentor Abner Ravenwood. Die Auflösung ist dann eher schwammig, da es nicht möglich war, in den Comics eine definitive Antwort zu geben. Da hatte Lucasfilm die Hand drauf, da man dort auch nicht wusste, ob man nicht irgendwann Marions Vater in einem Film benutzen würde.

Die Serie hatte inhaltlich Höhen und Tiefen und war nie einer der Marvel-Bestseller. Sie brachte es auf 34 Ausgaben, bevor die Serie im März 1986 eingestellt wurde. Bis dahin gab es noch eine Adaption von Indiana Jones und der Tempel des Todes, die aber recht nah am Film dran ist. Gleiches gilt dann für die vierteilige Adaption von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, bei der es keine Abweichungen zum Film gibt. Mit dieser Miniserie endete auch die Marvel-Ära von Indiana Jones. Und das auf recht unspektakuläre Art und Weise. Eine Zukunft sah man hier aber wohl auch nicht, da es 1989 schon geheißen hatte, dass der dritte auch der letzte Film sein würde – was fast 20 Jahre auch so blieb.

Von Peter

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