Adaptionen von Charles Dickens‘ Eine Weihnachtsgeschichte gab es über mehr als 100 Jahre jede Menge – vor allem, aber eben nicht nur im Filmbereich. Das Team Rodolphe und Estelle Meyrand hat sich mit ihrer beim Splitter Verlag erschienenen Graphic Novel Scrooge auch des Stoffs angenommen.

Bei einem Umfang von nur 48 Seiten fürchtet man den Illustrierte Klassiker-Effekt – dass Essenzielles des Platzes wegen auf der Strecke bleibt. Zum Vorteil gereicht jedoch, dass Dickens‘ Vorlage auch nicht gerade besonders seitenstark ist. Und dennoch ist die Geschichte vom Geizkragen Ebeneezer Scrooge, der am Weihnachtsabend Besuch von Geistern erhält, die ihm Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzeigen, einiger Veränderungen unterworfen. Oder besser: Vereinfachungen. In der Graphic Novel ist es nur der Geist seines ehemaligen Partners und Freundes Marlowe, der ihn auf diese Reise durch sein Leben mitnimmt. Die Stationen, die dabei abgegrast werden, sind bekannt – kleinere Ereignisse wie die Reinemachefrau, die Scrooge nach seinem Tod bestiehlt, werden aber außenvorgelassen. Überhaupt zeigt sich Rodolphe meisterlich in der Kunst der Auslassung. Er konzentriert die Geschichte auf das Wesentliche. Nur selten hat man das Gefühl, dass etwas fehlt, so Scrooges Besuch bei seinem Neffen am ersten Weihnachtstag.

Hier hätte es der graphisch opulenten Adaption sicherlich gutgetan, ein paar Seiten mehr zu haben. Estelle Meyrands Zeichnungen sind einschmeichelnd und plastisch, wirken aber auch klassisch und sind damit der Geschichte mehr als angemessen. Charles Dickens‘ Geschichte vom geläuterten Geizkragen ist zeitlos schön – ein Märchen, das mit seiner simplen, aber eindringlichen Botschaft immer funktioniert. Selbst, wenn man schon Dutzende verschiedene Versionen gesehen oder gelesen hat.

Von Peter

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