Einige interessante Graphic Novels sind in den letzten Wochen erschienen.

Filmisch interessant ist die Splitter-Ausgabe von Joe Caseys I KILL GIANTS (29,80 Euro), dessen Verfilmung jüngst erschienen ist. Casey erzählt von der kleinen Barbara, die ihre Gemeinde vor Riesen beschützt, aber von allen sehr schief angeschaut wird – auch von einem Mädchen, mit dem sie sich anfreundet. Doch ist Barbara wirklich durchgedreht oder verarbeitet sie mit ihrer Phantasie etwas? Die Geschichte erinnert an den Film SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT. Beide sind weniger Fantasy als vielmehr Dramen um Kinder, die früh erwachsen werden müssen. Die Zeichnungen von Ken Niimura versprühen starkes Manga-Feeling.

Alejandro Jodorowsky hat mit ANIBAL 5 (29,80 Euro) eine skurril-abgedrehte Superhelden-Parodie abgeliefert, bei der er einen Cyborg seine unmenschlichen Fähigkeiten im Kampf der Geschlechter einsetzen lässt – denn die meisten Gegner von Anibal 5 sind Frauen. Wie immer bei Jodorowsky gibt es reichlich ausgeflippte Szenen und visuelle Ideen, die man so noch nicht gesehen hat – kongenial von Georges Bess umgesetzt. Der perfekte Comic für alle, denen Superheldencomics schon auf den Keks gehen und die ein Faible für schräge Science Fiction haben.

Etwas ganz Besonderes ist SPIROU IN BERLIN (16,– Euro), denn dies ist die erste Geschichte mit dem Pagen, die in Deutschland produziert wurde. Flix hat das Skript geschrieben und auch gleich illustriert. Abseits der Chronologie der Hauptserie erzählt er, wie Spirou und Fantasio 1988 nach Ost-Berlin reisen, weil Graf Rummelsdorf entführt worden ist. Flix kennt sich in der Spirou-Historie aus, er zitiert alte Abenteuer und hat die Charakterisierung der Figuren drauf. Darüber hinaus hat er eine deutsche Geschichte gefunden, die bekannte Locations bietet, aber auch den Unrechtsstaat DDR veräppelt. Zudem gibt es einen bekannten Gegner, der Fantasio das Leben schwer macht. Und Flix erinnert daran, dass „Wir sind das Volk“ 1989 noch etwas anderes bedeutete als heute.

Mit ALWILDA 1 (15,80 Euro) beginnt eine neue Serie von Altmeister Jean-Yves Mitton, dessen Hauptwerk VAE VICTIS auch bald neu veröffentlicht wird. Hier konzentriert er sich auf die Piratin Alwilda, eine Legende der Nordischen Sagen, und zeigt, wie sie als furiose Kämpferin in den Vordergrund trat. Mitton greift die Legende auf, fabuliert sie aber auf seine eigene Art und Weise aus. Wie gewohnt erschafft er dabei das authentisch anmutende Bild einer längst vergangenen Zeit.

In ihrem autobiographischen Comic-Roman PIROUETTEN (29,– Euro) erzählt Tillie Walden von ihrer Leidenschaft für Eiskunstlauf, aber auch die Schwierigkeiten, in einer leistungsgetriebenen Welt und einem Milieu zu leben, in dem Lesbischsein nichts ist, das man offen zur Schau trägt, all derweil sie langsam erwachsen wird. Dieser für den Eisner-Award nominierte Comic ist eine eindringlich erzählte, mit Herz und Verstand ausgestattete Geschichte, die inspirierend wirkt – und das nicht nur für Mädchen. Die Zeichnungen sind einfach gehalten, entwickeln aber ihren eigenen Charme.  

 

Von Peter

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