Es gibt eine Reihe von Comic-Schaffenden, die das Medium immer wieder vorangetrieben haben, neue Grenzen ausloteten und Klassiker von zeitloser Schönheit schufen. Dies waren Männer wie Hal Foster (“Prinz Eisenherz”), Burne Hogarth (“Tarzan”) oder Alex Raymond (“Flash Gordon”) – und es war Will Eisner, nach dem sogar der wichtigste Comic-Preis, praktisch der Oscar der Szene, benannt worden ist. 

Eisner erfand THE SPIRIT im Jahr 1940. Er erzählt vom Polizisten Denny Colt, der mit Segen von Commisioner Dolan nach seinem fingierten Tod als maskierter Vigilant gegen das Verbrechen kämpft. Die Geschichten, die Eisner ersann, waren dabei niemals nur geradlinige Crime-Fiction, sondern auch leichtfüßiges Abenteuer, stimmiger Noir, Mystery und nicht zuletzt auch romantisch. Und oftmals vieles davon in einer Geschichte vereint.

Von 1940 bis 1952 erschien THE SPIRIT als Beilage in verschiedenen amerikanischen Tageszeitungen und hatte damit die traumhafte Auflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren. Neben Sonntagsseiten gab es ab 1941 auch tägliche Strips, die während Eisners Militärzeit von 1942 bis 1944 von Jack Cole übernommen worden sind.

Eisner war sich darüber im Klaren, dass er durch die Veröffentlichung in einer Zeitung ein erwachsenes Publikum ansprechen würde. Und darum wollte er keine eher albernen Superheldengeschichten erzählen

Bemerkenswert an THE SPIRIT ist auch, dass Eisner mit der Form spielte. So machte er sowohl den Serientitel als auch die Titel der einzelnen Geschichten zu einem Teil des Layouts. Das Ergebnis waren kunstvoll gefertigte Seiten, die sich stark von allem anderen abhoben, was es damals im Bereich Comic gab – und selbst heute noch nimmt Eisners Werk eine Sonderstellung ein.

Nach dem Ende der Serie im Jahr 1952 gab es zahlreiche Reprintprojekte und ein paar kurze neue Geschichten. In Deutschland werden die SPIRIT ARCHIVE bei Salleck Publications verlegt. Was Verleger Eckart Schott hier leistete, ist phänomenal. In bibliophiler Ausstattung sind seit 2002 insgesamt 24 Bände erschienen. Die Bände haben einen Umfang von 200 bis 240 Seiten, sind liebevoll und gekonnt übersetzt und bieten darüber hinaus ein paar der besten Geschichten, die das Medium Comic je hervorgebracht hat.

Zumeist sind pro Band 26 Geschichten enthalten, die sorgfältig restauriert und koloriert wurden. So wird jede Spirit-Geschichte in chronologischer Reihenfolge dargeboten – ein ehrgeiziges Unterfangen, das es in dieser Form zuvor nie gegeben hat. Besonders in Deutschland war die Veröffentlichungsgeschichte von THE SPIRIT chaotisch, wie man auch im Anhang der Bände erkennen kann.

Nachdem Schott dieses Mammutprojekt abgeschlossen hat, laufen nun auch die Lizenzverträge aus. Bis zum 30.6. sind die Bände noch im Verkauf, dann werden die Restbestände bei Verlag und Vertrieb vernichtet. Was dann noch bleibt, ist, was im Comic-Handel erhältlich ist. Und man muss kein Hellseher sein, dass die Preise sehr bald anziehen werden.

Von Peter

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