In den letzten Wochen sind ein paar bemerkenswerte Titel erschienen, die zeigen, in welch unterschiedliche Richtungen man im Medium Comic gehen kann.

EINE SCHWESTER (24,– Euro) von Bastien Vives ist eine schöne, ehrliche, simple Geschichte über das Erwachsenwerden, als der 13-jährige Antoine im Urlaub die 16-jährige Helene kennen lernt, die ihn nicht wie ein Kind behandelt, sondern ernstnimmt. Eine zarte Liebelei beginnt, nach der nichts mehr ist, wie es war. Vives zeichnet in Schwarzweiß, er nutzt einfache Striche, verleiht seinen Bildern aber etwas Abstraktes, da er bei Gesichtern häufig die Augen ausspart.

FUN (30,– Euro) von Paolo Bacilieri ist ein experimenteller Comic über zwei Männer, die eine Chronik des Kreuzworträtsels verfassen. Klingt eigenartig, vielleicht sogar langweilig, entfaltet aber seine ganz eigene Anziehungskraft, die sich auch durch den konstanten Stilwechsel und das Spiel mit der Erzählform ergibt.

LOVECRAFT (29,– Euro) ist mehr als ein Comic. Alberto Breccia hat sich hier neun Geschichten des Meisters angekommen und verzichtet auf Sprechblasen. Stattdessen gibt es sehr viel Text, der über oder unter den Bildern ist, nicht unähnlich PRINZ EISENHERZ. Breccia erzählt mit stimmungsvollen Bildern und nutzt die Möglichkeiten der schwarzweißen Präsentation, um Atmosphäre zu erschaffen, wobei er auch experimentiert, so etwa mit Collagen.

NASTRAND: EINE GESCHICHTE AUS DER EDDA (18,–Euro) ist eine Adaption eines der bedeutendsten Gedichte des nordischen Mittelalters. Eine Geschichte über einen Leichenstrand, an dem Mörder und Ehebrecher bestraft werden, sich aber ein Mann und eine Frau wiederfinden – ohne zu wissen, wieso. Expressiv in Schwarzweiß gehalten sind die Zeichnungen roh, aber kraftvoll und leben von einer ausdrucksstarken Atmosphäre.

EIN STERN AUS SCHWARZER BAUMWOLLE (29,80 Euro) ist eine auf zwei Zeitebenen – dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und dem Zweiten Weltkrieg – spielende Geschichte, in der es nicht nur um die Memoiren einer schwarzen Hausangestellten von George Washington, sondern auch darum geht, wie schwarze Soldaten in einer weißen Armee behandelt wurden. Es ist eine kraftvolle Geschichte über Ungleichheit, bei der das Künstlerduo Fakt mit Fiktion elegant verschmilzt.

Von Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert