Mit dem zweiten Titel der Full Moon Collection präsentiert Wicked Vision einen echten Leckerbissen aus dem Programm von Charles Band – den 1992 veröffentlichten Fantasy-Film DOCTOR MORDRID.

Ursprünglich schon in den 1980er Jahren als DOCTOR MORTALIS geplant, war dies eine Zusammenarbeit mit Comic-Ikone Jack Kirby, der zusammen mit Stan Lee einige der größten Marvel-Helden aller Zeiten erfunden hat. Nun wollten beide ein filmisches Universum in Angriff nehmen, bei dem Helden ihre eigenen Filme haben und später auch gemeinsam agieren sollten. Im Grunde also wollte Band das machen, was Marvel mit den Comics schon immer tat und Jahrzehnte später auch filmisch so umsetzte.

Da war es nur umso passender, dass Doctor Mordred stark von Doctor Strange inspiriert ist. Die ganze Geschichte kann man im umfang- und kenntnisreichen Booklet von Torsten Dewi nachlesen. Darin sind auch einige Postermotive von Filmen zu sehen, die nie erschienen sind, so LEGION OF DOOM, in dem Bands vier (damalige) Superhelden ein Team bilden sollten.

Doktor Mordrid lebt in einem unauffindbaren Schlupfwinkel mitten in New York und widmet sich der Magie. Er beschützt die Welt und wartet nur darauf, dass sein Erzfeind Kabal wiederauftaucht, der aus ein anderen Dimension seine Legionen holen und die Erde erobern will.

Band lag DOCTOR MORDRID am Herzen, weswegen hier ein größeres Budget zur Verfügung stand, als es damals bei Full Moon üblich war, auch wenn die genannten zwei Millionen sicherlich übertrieben sind. Dem Film hat das gutgetan, denn er funktioniert auch ein Vierteljahrhundert später noch sehr gut. Jeffrey Combs überzeugt in der Heldenrolle. Das wiederum war damals sehr ungewöhnlich, da man ihn meist in Schurkenparts besetzt hat. Den übernimmt hier dafür Brian Thompson. Auch die übrige Besetzung kann sich mit Yvette Nipar und Jay Acovone sehen lassen. Technisch ist der Film sehr gefällig, auch und gerade im Finale, das eine tolle Stop-Motion-Sequenz beinhaltet. Vor allem gefällt DOCTOR MORDRID aber, weil er ein astreiner Superheldenfilm ist, der immens charmant ist und aus seinen Möglichkeiten das Maximale herausholt. Dabei ist er mit einer Laufzeit von 75 Minuten ökonomisch kurz und kann gar nicht Gefahr laufen, den Zuschauer zu verlieren. Da der Film sehr schnell in Gang kommt und dann auch rasant in Richtung Finale stürmt.

Die Bonus-Ausstattung ist sehr umfangreich ausgefallen. Charles Band und Jeffrey Combs sprechen einen Audiokommentar, einen weiteren gibt es von Torsten Dewi und Marco Erdmann. Neben der obligatorischen Videozone, die als kleines Making-of fungiert, gibt es 92 Minuten an „Uncut Footage – Hinter den Kulissen“. Gezeigt werden hier Hintergrundaufnahmen der Dreharbeiten, kombiniert mit Interviews mit den Beteiligten, so dass man auch einiges über die Effekte efährt. Das ist keine Dokumentation im eigentlichen Sinne, eher eine ausgewachsene B-Roll mit Interview-Sprengseln, und noch dazu in schlechter Qualität und mit Timecode. Aber interessant ist dieses Material für Full-Moon-Fans auf jeden Fall, denn es geht nicht nur um DOCTOR MORDRID. So spricht Ted Nicolaou auch über seine eigenen Filme.

Es gibt ein zwölfminütiges Interview mit Stuart Gordon, Jeffrey Combs und Barbara Crampton. Sie sprechen mit William Shatner! Zwar nicht über DOCTOR MORDRID, dafür aber über die gemeinsamen Arbeiten der drei und Horror per se.

Interessant ist auch das knapp halbstündige Interview mit Jack Kirby, das lange als verschollen galt, aber nun wiederentdeckt wurde.  Das Gespräch befasst sich mit seiner umfangreichen Karriere. Kirby spricht über seine Kindheit, über seine Anfänge, darüber, wie er mit Joe Simon Captain America erschaffen hat. Kirby spricht aber auch über seine Zusammenarbeit mit Full Moon und drückt seine Hoffnung aus, dass die Filme gut werden, wenn sie sich daranhalten, wie er seine Comics gestaltet hat. Er ist enthusiastisch, weswegen es umso bedauerlicher ist, dass das filmische Universum, wie es damals in den 1980er Jahren geplant war, nicht Wirklichkeit geworden ist. Auffällig ist dabei, dass Kirby schon sehr von sich selbst überzeugt ist. Da ist er Stan Lee nicht unähnlich. So verkündet er auch, dass die Comics, die er zu jener Zeit machte, noch in 30 Jahren gelesen werden. Sogar in 50 Jahren, weil er sie so ausgelegt hat, dass sie nicht altmodisch werden können. Aber das wiederum ist natürlich vollkommen überzogen.

Abgerundet wird das alles mit dem Trailer, einen alternativen Trailer und einer Bildergalerie.

Von Peter

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