Im Mai 1962 tauchte der unglaubliche Hulk in der Serie „Tales to Astonish“, die bislang hauptsächlich Monstergeschichten gebracht hatte, auf. Dabei war der Hulk natürlich auch ein Monster, das sich ideal in den Titel einfügte. Wie so oft bei Marvel gab es jedoch auch hier mehr als nur einen Helden oder ein Monster. Der Hulk war beides, wobei die tragische Linie, die mit dem Ding begonnen hatte, hier fortgesetzt wurde. Dr. Banner, der einen jungen Mann vor den Strahlen der von ihm entwickelten Gamma-Bombe rettet, wird selbst ihr Opfer und verwandelt sich fortan in den monströsen Hulk, der über unglaubliche Stärke verfügt und von allen gejagt wird.

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Dabei nahm Lee Anleihen bei den Klassikern „Frankenstein“ und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und schuf seine eigene Version dieser beiden Geschichten, die vor allem eins bewirkte: sie erregte Mitleid für den Hulk, ein unverstandenes Monster.

Mit dem stetig steigenden Angebot und den hereinkommenden Leserbriefen zeigte sich auch, dass die Leser bei den Marvel-Comics etwas fanden, das ihnen andere Comics nicht geben konnte. Damit ergab sich eine Leserschaft, die nur zu gern bereit war, auch weitere Marvel-Comics zu kaufen und zu verschlingen – und Marvel war bereit, den nötigen Stoff zu liefern.

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Da man Jahre zuvor, noch bevor die Marvel-Superhelden das Licht der Comic-Welt erblickt hatten, einen Deal über den Vertrieb der Hefte mit DC geschlossen hatte, bestand nun nur die Möglichkeit, acht Titel an die Kioske zu bringen. Darum wurden die bisherigen Monstertitel wie „Journey into Mystery“ umgemodelt und erzählten fortan die Geschichten von Superhelden. In diesem Titel hatte der mächtige Thor im August 1962 sein Debüt. Lee dachte an diesen Charakter, da bisher niemand etwas mit den nordischen Göttern gemacht hatte und sich ein Gott gut in das Marvel-Universum einfügte.

Im August 1962 präsentierte Marvel den Charakter, der fortan zur Galleonsfigur des Verlags werden sollte. „Spider-Man“ war von Anfang an ein Erfolg, wäre aber beinahe nicht gemacht worden. Lee war von der Idee überzeugt, da er einen Helden präsentieren konnte, der selbst noch ein Jugendlicher war, aber mit einer riesigen Menge an Verantwortung zurechtkommen musste. Er war sein eigener Sidekick, wenn man so wollte, was sich auch dadurch äußerte, dass er mit sich selbst redete, was wiederum Lee die Möglichkeit gab, ausgiebig Gedankenblasen zu benutzen, mit denen er noch tiefer in den Charakter eindringen konnte.

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Goodman war von der Idee eines Helden, der wie eine Spinne sein sollte, alles andere als begeistert. Darum bekam Lee auch nur das Okay, den Wegwerfhelden in „Amazing Fantasy 15“, der letzten Ausgabe einer schlecht laufenden Anthologieserie, zu benutzen. Wie sich wenig später herausstellte, war es gerade dieses Heft, das sich mit am besten verkauft hatte, weswegen die Arbeiten an einer eigenen Serie sofort begannen. Ihr Debüt feierte sie erst im März 1963 als „The Amazing Spider-Man“. Bis dahin hatte Jack Kirby alle Helden von Marvel gezeichnet, doch für diesen Charakter erschien Lee Kirbys imposanter Stil nicht ganz passend. Darum ging der Auftrag an Steve Ditko, einen sehr zurückgezogen lebenden Zeichner, der so gut wie nie Interviews gibt und kein Aufhebens um seine Person machen will, da es ihm lieber ist, wenn seine Kunst für ihn spricht.

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Ditko legte Spider-Man als schlaksigen, jungen Mann an und machte ihn damit nicht zum muskelbepackten Helden, sondern zu einem eher normalen Mauerblümchen, das als Spider-Man ein Doppelleben führte. Spider-Man wurde zu dem Marvel-Helden, der auch heute noch am besten verkörpert, wofür das Haus der Ideen steht.

Von Peter

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