Von dem Erfolg seiner Comics angetan, stellte Goodman Joe Simon an, der künftig als Redakteur arbeiten und neue Titel entwickeln sollte. In jener Zeit bevölkerten zahllose Helden die Seiten der Timely-Comics. Vielen von ihnen war kein langes Leben beschieden und nur wenige kamen über ein paar Auftritte hinaus. In Serien wie „Daring Mystery Comics“ oder „Mystic Comics“ tauchten so namhafte Charaktere wie Phantom Reporter, Rudy der Robot oder Marvex der Superroboter auf und fielen auch genauso schnell wieder dem Vergessen anheim.

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1940 erhielt der Mitarbeiterstab von Timely Zuwachs: Jack Kirby. Der King, wie ihn sein Partner Stan Lee Jahre später nennen sollte, wurde 1917 als Jacob Kurtzberg geboren. Bevor er zu Timely kam, hatte er schon an verschiedenen Zeitungsstrips und für einige Zeichentrickfilme der legendären Max Fleischer-Studios gearbeitet. Er und Joe Simon kannten sich von früher und begannen nun, zusammen Comics für Timely zu entwickeln. Ihre ersten Versuche waren nicht gerade von Erfolg verwöhnt und bestanden aus Flops wie „Red Raven Comics“ oder dem Vision, der mit dem späteren Mitglied der Rächer freilich nichts zu tun hat.

Einen Hit landete man bei Timely, indem man etwas versuchte, das bis dato noch nicht da gewesen war: ein Crossover. In einem dreiteiligen Abenteuer in „Marvel Mystery Comics“ durften Human Torch und der Submariner gegeneinander antreten. Wie auch heute noch bei Crossovers üblich, hatten die beiden Helden erst mal einen Kampf abzuhalten, bevor sie gemeinsam gegen einen Schurken vorgehen konnten. Dieses Crossover war genauso wie die Fortsetzung in Cliffhangers nur ein Weg, die Verkäufe noch mehr anzutreiben.

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Das war freilich auch Carl Burgos und Bill Everett bewußt, aber die hatten nichtsdestotrotz eine Menge Spaß damit, ihre Helden gegeneinander antreten zu lassen. Dafür entwickelten sie auch die Geschichte, die dann von erfahreneren Autoren umgesetzt wurde.

Der Krieg in Europa bedeutete jedoch auch für die amerikanische Comic-Szene Veränderungen. Timely brachte beinahe nur noch Comics heraus, da die Verkäufe der Pulps stark zurückgegangen waren und man sich aufgrund der Papierrationierung für die ertragreichen Bildergeschichten entschieden hatte.

Und die Helden begannen, in den Krieg zu ziehen. Schon ein Jahr bevor die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, kämpften ihre Comic-Helden für die Erhaltung der freien Welt. Im Kampf gegen die Nazis waren auch alte Animositäten zwischen dem Submariner und Human Torch vergessen. Gemeinsam ging man gegen den Feind vor und sorgte zumindest in der bunten Welt der Bilder dafür, daß ein heroisches Happy-End stets gegeben war..

In jener Zeit entstand auch der größte Charakter, den Timely zu bieten hatte. Joe Simon und Jack Kirbys Versuche hatten endlich Früchte getragen. Captain America, der Inbegriff des guten Amerikas und Verkörperung der Freiheit, erblickte das Licht der Welt.

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Die Lebende Legende, wie er nach seiner Wiedergeburt im modernen Marvel-Zeitalter auch hieß, wurde zum größten Erfolg, den Timely je hatte. Mit einer Auflage von einer Million Exemplaren konnte Captain America selbst Superman und Batman echte Konkurrenz machen und wurde zu einem der wichtigsten Charaktere des Golden Age.

Ein Grund für die Beliebtheit von Captain America ist sicher auch darin zu finden, daß er im Endeffekt ein normaler Mann ist. Anders als Superman, der praktisch alles kann, ist der Captain ein Mann, der den unbedingten Willen zum Sieg hat und mit bloßer Tapferkeit und Finesse über den Feind triumphiert.

Anders als viele andere Helden, bekam Captain America sofort sein eigenes Heft und konnte zudem noch auf seinen jugendlichen Sidekick Bucky zurückgreifen. Eine jugendliche Version des Helden war damals aber schon nicht mehr ganz neu, denn auch Human Torch hatte längst mit Toro einen etwas schwächeren Gehilfen.

Von Peter

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