Die Klassiker der Literatur werden nicht nur immer wieder aufgelegt, sondern erfahren auch häufig Adaptionen in andere Medien. Herman Melvilles Roman Moby Dick gehört zu den Werken, denen sich Film und Fernsehen, aber auch die Neunte Kunst immer wieder angenommen haben.

Beim Splitter Verlag gab es vor nicht allzu langer Zeit mit Moby Dick von Bill Sienkiewicz eine Ausgabe, die in den USA erstmals im Jahr 1990 publiziert wurde. Der amerikanische Künstler, der in den 1980er Jahren als eine Art Enfant Terrible das Aussehen von Superhelden-Comics kühn neu definierte, zeigt auch mit seiner Adaption von Melvilles Merk sein meisterhaftes Gespür dafür, Seiten zu erschaffen, die man Gemälden gleich lange anschauen muss.

Der Comic definiert sich über sein Aussehen, weil bei nur 48 Seiten der Roman mit mehr als 500 Seiten gegenübersteht. Sienkiewicz musste also verdichten, weglassen, straffen – so wie es gerade dem Wal immer wieder ergangen ist. Seine Auftritte im Comic sind zahlreich, und das nicht nur bei reinrassigen Adaptionen.

Die früheste Adaption des Stoffs entstand in den 1940er Jahren. Schon im September 1941 erschien Classics Illustrated 5 von Autor Al Kanter und Zeichner Louis Zansky. Eine weitere folgte im selben Jahrzehnt, dann aber von Norman Nodel gezeichnet. Während erstere im Jahr 1957 als 16. Ausgabe von Illustrierte Klassiker den Weg nach Deutschland fand, blieb die andere hierzulande unveröffentlicht. Beiden ist gemein, dass sie die Stärken, aber auch Schwächen dieser Reihe innehaben.

Bisweilen gelingt es, den Geist der Vorlage einzufangen, mehrheitlich werden die Geschichten vom Zwang, sie auf nur wenigen Seiten zu erzählen, erdrückt. Heute haben sie nur noch einen nostalgischen Wert.

Pünktlich zum großen Kinofilm mit Gregory Peck als Ahab gab es von Dell auch eine Comic-Adaption. Im Jahr 1956 erschien Four Color 717. Zeichner und Autor sind hier unbekannt.

Marvel präsentierte im Jahr 1976 mit Marvel Classic Comics 8 eine Adaption des Romans, der mit den Zeichnungen von Gil Kane und Dick Giordano näher am Superhelden-Sujet ist, als man es wohl jemals für möglich gehalten hätte.

Das war aber längst nicht alles. DC ließ Superboy mal gegen einen Weltraum-Moby-Dick kämpfen, der natürlich rein optisch schon weit vom weißen Wal entfernt war und eher einem grünen Schuppenfisch mit Flügeln glich.

Noch in jüngster Zeit gab es von Marvel Deadpool – Killustrierte Klassiker. Nachdem Wade Wilson Dutzende Marvel-Helden des Multiversums kalt gemacht hat, aber selbst immer noch da ist, wird ihm klar, dass er eine Fiktion ist. Um sterben zu können, müssen die Fiktionen sterben. Damit die Helden und Schurken ausgelöscht werden, müssen ihre Inspirationen sterben. Und so macht Deadpool sich auf, sich durch die Klassiker wie Moby Dick, Dracula, Frankenstein, Tom Sawyer und zahlreiche andere zu metzeln. Ein skurriles Abenteuer, in dem Fiktion und Metafiktion herrlich miteinander kombiniert werden. Auf jeden Fall hat man die Geschichte vom weißen Wal so noch nie gesehen.

Vor einigen Jahren versuchte man bei Marvel dann doch noch mal, sich der Geschichte ernsthaft zu nähern. Roy Thomas schrieb die Adaption und hatte mit den sechs Heften der Miniserie Marvel Illustrated: Moby Dick zumindest mehr Platz als üblich, um sich dem Roman anzunähern.

Von Peter

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