Die deutsche Publikation von Modesty Blaise ist bruchstückhaft und reichlich wirr. Verschiedene Tagezeitungen wie das Hamburger Abendecho oder der österreichische Kurier brachten die Strips. Im Jahr 1975 publizierte Carlsen in der Reihe Special-Comics die Serie und begann, ausgewählte Geschichten zu präsentieren. Drei Bände mit insgesamt sechs Geschichten erschienen bis 1977.

Dann wagte sich Carlsen erst wieder im Jahr 1988 an die Serie und begann eine eigene Modesty Blaise-Reihe, die mit 64 Seiten pro Band erschien. Bis 1992 brachte man es auf neun Bände und deckte damit das komplette, von Jim Holdaway gezeichnete Material ab, bevor die Serie eingestellt wurde.

Obskurere Veröffentlichungen sind der 1980 erschienene vierte Band der Reihe Comic Gallery Piccolo des Wiener Verlags Pollischansky, in dem u.a. auch die Geschichte In the Beginning enthalten ist, und eine 1982 publizierte Ausgabe des österreichischen Magazins Strip, in dem ausgewählte Zeitungscomics zum Abdruck kamen, hier unter anderem auch die letzte Holdaway-Geschichte. Im Jahr 1986 gab es dann den limitierten Comic-Band Macao, in dem eine der Romero-Geschichten enthalten ist.

Im Jahr 1974 veröffentlichte Illu Press sechs Ausgaben der großformatigen Zeitschrift King Bull, in der Modesty Blaise zum Einsatz kam – als Jessie Fox. Den Namen trug sie auch im Comic-Serien-Magazin Agent X9, das von 1976 bis 1977 im Illu Press Verlag erschien und verschiedene Comic-Strips präsentierte. Darunter in allen zehn Ausgaben auch Modesty Blaise. Heute lässt sich nicht mehr rekonstruieren, wann und bei welcher Gelegenheit die Figur umgetauft wurde, beim Bulls Pressedienst ist man aber ziemlich sicher, dass das damals aus dem profanen Grund heraus geschah, dass man nicht sicher war, dass die Leser den Namen würden aussprechen können. Das kesse „Jessie Fox“ erschien da deutlich erfolgversprechender.   

Von Peter O’Donnells 13 Romanen und Kurzgeschichtensammlungen sind in den 1990er Jahren die ersten zwölf beim Goldmann Verlag erschienen.

Wer Modesty Blaise zur Gänze lesen will, kam bisher um englischsprachige Veröffentlichungen nicht herum. In den 1980er Jahren veröffentlichte Titan Books schon einmal eine Reihe, die aber weder komplett, noch chronologisch war. Im Jahr 2004 begann man dann mit der chronologischen Veröffentlichung aller 10.183 Strips. 30 Bücher wurden es, das letzte erschien im Jahr 2017. Nur zwei Stoffe fehlen, nämlich die Graphic Novel, die 1994 für DC entstanden ist und den ersten Roman adaptiert, und Romeros Dark Angels-Adaption, die nach dem Ende der Strip-Serie produziert wurde. Diese Bücher haben zum Teil Einführungen von Peter O’Donnell selbst, bieten aber auch informative Artikel rund um Modesty Blaise. Mit Bocola hat sich nun aber der richtige deutsche Verlag der Figur angenommen. Es gibt keinen größeren Spezialisten für Comic-Strips hierzulande.

Mittlerweile ist Modesty seit gut 20 Jahren im Ruhestand. Verdient hat sie ihn sich nach beinahe vier Jahrzehnten des Dienstes. Es ist aber auch an der Zeit, sie wiederzuentdecken – gerade in heutiger Zeit, ist Peter O’Donnells Schöpfung doch eine der stärksten Frauenfiguren, die das Medium je hervorgebracht hat.

Von Peter

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