Im Jahr 1991 war Neil Gaiman mit seinem Sandman immens erfolgreich. Zu der Zeit erhielt er einen Anruf von Bob Pfeifer von Epic Records in Los Angeles. Pfeifer erklärte ihm, dass er einen Künstler hätte, der gerne ein Konzeptalbum machen möchte, und er fragte sich, ob Gaiman vielleicht eines hätte. Natürlich wollte Gaiman wissen, um welchen Künstler es sich handelte. Die Antwort: Alice Cooper.

Gaiman war nicht per se ein Cooper-Fan, aber er mochte dessen Album Welcome to My Nightmare. Und er hatte 15 Jahre zuvor Marvel Premiere 50: Alice Cooper – Tales from the Inside gelesen. Der Autor war interessiert und Epic Records buchte ihm einen Flug nach Phoenix, wo er Alice Cooper traf. „Wir sprachen über Ray Bradbury, Dario Argento, Zombie-Filme und darüber, auf was für ein Konzept man setzen könnte.“

Das Ergebnis dieser Gespräche wurde das Album The Last Temptation, für das Gaiman ohne namentliche Nennung auch einige Texte beigesteuert hatte. Der Comic erschien bei Panini als Die letzte Versuchung. Die Arbeit dauerte bis 1993 an, als man von Coopers Management aus wissen wollte, ob Gaiman nicht auch Lust hätte, aus dem Album einen Comic zu machen. Zuerst lehnte Gaiman ab, weil er den Spaß darin sah, ein Konzept für ein Album zu machen, aber nicht unbedingt interessiert war, das in einen Comic umzudenken. Doch dann kam Marvel Music.

Mort Todd wandte sich auch an Neil Gaiman, der damals hauptsächlich für DC Comics tätig war. Mit Marvel Music wollte man den Erfolgs-Autor aber auch zum Haus der Ideen locken. Gaiman hatte sich derweil für die Idee erwärmt, aus dem Konzeptalbum einen Comic zu machen. Das Ergebnis war die dreiteilige Serie Alice Cooper: The Last Temptation, die 1994 erschienen ist. Dies ist auch der einzige Marvel-Music-Titel, der den Weg nach Deutschland fand. Feest Comics veröffentlichte ihn 1995 als neunten Band der Reihe Feest Graphic Novel. Der Grund war hier wohl weniger Alice Cooper, als vielmehr Neil Gaiman, da man mit dessen Sandman-Comics damals bei Feest recht erfolgreich war. Später legte dann Panini nach.

Für die Zeichnungen verpflichtete man seinen Sandman-Partner Michael Zulli, der aber alles andere als mit Alice Coopers Arbeit vertraut war. Man schickte ihm also erstmal einen Schwung CDs, damit er sich mit der Cooper-Musik vertraut machen konnte. Inhaltlich hatten Gaiman und Zulli Carte Blanche. Der Autor entwickelte so die Geschichte eines Jungen namens Steven, der im „Grandest Guignol“ von einem Cooper-Doppelgänger, der nur als „The Showman“ bezeichnet wird, herumgeführt wird.

Zulli traf Cooper und verstand sich auf Anhieb mit ihm. Ihr jeweiliger Kampf gegen den Alkoholismus verband sie. Der Comic erhielt schließlich einen Werbe-Push, als Cooper bei der britischen Sendung Top of the Pops! auftrat und eine Doppel-Splashpage von Zulli als Hintergrund mehrere Meter groß aufgebläht wurde. Davor performte Cooper – und das mit einen Song, zu dem Gaiman den Text geschrieben hatte: Lost in America.

Von Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert