Edouard Aidans war vor allem für seinen realistischen Stil bekannt, in der Frühzeit seiner Karriere war er darauf aber noch nicht festgelegt. Bestes Beispiel dafür ist auch seine Kollaboration mit André-Paul Duchâteau: Bob Binn. Die Abenteuer des Fotoreporters sind im humoristischen Stil gehalten und erschienen erstmals im Jahr 1960 in Tintin. Hierbei handelte es sich um kurze Rätselkrimis, die im Lauf der Zeit zu Fortsetzungsgeschichten und später zu Kurzgeschichten wurden.

Drei albumlange Geschichten mit je 30 Seiten gibt es. Nur die ersten beiden wurden auch von Duchâteau getextet, da dessen Rick Master immer erfolgreicher wurde und er bei seinem Arbeitspensum Einschnitte machen musste. Bob Binn erschien jedoch weiter, nun von Jacques Acar getextet. Aidans blieb der Reihe treu und zeichnete bis 1977 insgesamt 22 weitere Geschichten. Die dritte hatte ebenfalls 30 Seiten, danach pendelte der Umfang zwischen zwei und sechs Seiten, bevor die Geschichten im Jahr 1970 wieder länger wurden. Zuerst mit zwölf Seiten, dann mit einem Umfang von über 20 Seiten. Die letzte Geschichte mit 16 Seiten erschien im Jahr 1977. Seitdem wurde Bob Binn nicht mehr gesehen.

Für Aidans war die Serie insofern wichtig, weil sie ihm erlaubte, in einem anderen Stil zu zeichnen. Das war etwas, das er als sehr befreiend sah, da das Spiel mit den wechselnden Stilen seine Fertigkeiten als Zeichner weiter schärfte.

Was Aidans zu jener Zeit fehlte, war nicht regelmäßige Arbeit – davon hatte er schon genug –, sondern eine eigene, von ihm kreierte Serie. Er hatte das Gefühl, dass die Zeit dafür nun reif war und so stellte er der Redaktion von Tintin seine Figur Tunga vor. Im Jahr 1961 präsentierte Aidans seinen Urzeitkrieger auf den Seiten des Magazins dem Publikum. Die Geschichte von Tunga führt in die Urzeit zurück – nicht nur mit Kämpfen unterschiedlicher Stämme, sondern auch mit Begegnungen mit Mammuts und Säbelzahntigern. Inspiration dafür mag der 1911 erschienene Roman La Guerre du Feu, der 1981 von Jean-Jacques Annaud als Am Anfang war das Feuer verfilmt wurde, gewesen sein, die Idee einen Helden im Lendenschurz zu präsentieren, der ein früher Europäer war, reizte Aidans aber auch. Helden dieser Couleur hatte es schon gegeben, ihre Provenienz war jedoch eher amerikanisch. Mit Tunga blickte Aidans auf die Frühzeit des europäischen Kontinents zurück.

Der Comic war erfolgreich und nötigte Aidans als Autor und Zeichner so viel Zeit ab, dass er aufhören musste, für Tintin weiterhin Kurzgeschichten zu zeichnen. Sein Hauptwerk sollte Tunga werden, denn die Geschicke des Urzeitkriegers lenkte Aidans bis ins Jahr 2004, als das letzte Album erschien. Mehr als 30 Jahre lang war er der Figur treu geblieben, hatte aber auch andere Serien gemacht. Aidans war ein unglaublich schneller Zeichner. Darum folgte schon 1963 die nächste Serie.

Von Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert