Der Untertitel des vor 30 Jahren beim Feest Verlag erschienenen Albums Dracula – Symphonie des Grauens lautet ganz passend Eine Erzählung in Bildern. Diese Bilder sind es auch, die es mir angetan haben. Als damals, ausgelöst durch Francis Ford Coppolas Film, Dracula in aller Munde war, war ich auch an diesem Album interessiert. Nur konnte ich es mir damals nicht leisten. Erst Jahre später fand sich eine günstige Gelegenheit, in die Welt von Künstler Jon J. Muth abzutauchen. Ich habe die unterschiedlichsten Versionen von Dracula gesehen und gelesen. Mal waren sie besser, mal schlechter, das Werk von Muth ist aber eine zweischneidige Angelegenheit.

Er erzählt die Geschichte sehr frei. Viel wird ausgelassen, anderes kombiniert. Letztlich ist der Textteil dieses Albums nur ein Fragment. Schon damals fragte ich mich, ob Muth letztlich den Text nur als Pflicht ansah. Ganz klar waren die Bilder die Kür. In denen ging er wirklich auf. Die ganzseitigen Bilder sind Aquarelle, die dem traumwandlerischen Charme und die Schönheit des Romans perfekt einfangen. Diese Bilder sind es, die das Album überhaupt erst lesenswert machen, wobei man den Text getrost überspringen und sich ganz und gar in diesen Bildern verlieren kann. Denn mit ihnen adaptiert er tatsächlich die schönsten Momente des Romans und bringt eine ganz eigene Sensibilität, bisweilen aber auch eine Erotik ein, die im Roman deutlich unterdrückter ist.

Für Dracula-Fans ist das Album darum immer noch empfehlenswert. Auf den Text sollte man verzichten, die Bilder an sich sind jedoch die perfekte Begleitung, wenn man parallel Bram Stokers Roman genießt. Jon J. Muth ist einfach ein begnadeter Künstler, der mit seinem Strich und seinen Farben die Essenz des Romans einfängt. Was macht es da schon, wenn sein Text nicht weiter von Belang ist?

Von Peter

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