Bei den Marvel Studios entschied man sich schon frühzeitig, dass der Weg ins All führen sollte, dass die kosmische Komponente des Marvel-Universums filmisch eine größere Bedeutung spielen sollte, als dies über Jahrzehnte hinweg bei den Comics der Fall gewesen ist. Sich dabei auf Thanos zu konzentrieren, war nur folgerichtig, wurde mit ihm, aber auch seiner Gier nach den Infinity-Steinen, die ihm unbegrenzte Macht geben sollen, doch der Kern dessen genommen, was Marvel in Sachen kosmischer Abenteuer aufzubieten hat. Im Zentrum von all dem stand über mehr als 40 Jahre ein Künstler: Jim Starlin.

Er hat Thanos nicht nur erfunden, sondern die Geschicke der Figur über lange Zeit – mit Pausen, und immer wieder mit anderen Comic-Schaffenden, die sich des Titanen angenommen hatten – bestimmt. Was sich nun von seinen epochalen Erzählungen im Film finden wird, darüber kann man zum Zeitpunkt, da dieser Text entsteht, nur spekulieren. Anders wird auf jeden Fall vieles sein, weil einige Figuren, die in Starlins Geschichte tragend sind, dem Marvel Cinematic Universe nicht zur Verfügung stehen.

James P. Starlin wurde am 9. Oktober 1949 geboren. Schon als Kind zeichnete er, als junger Mann lenkte es ihn dann vom Kriegseinsatz ab, diente er Ende der 1960er Jahre doch als Fotograf der U.S. Navy in Vietnam. In seiner Freizeit zeichnete er Comics und reichte diese auch bei verschiedenen Verlagen ein. Erst nach seinem Ausscheiden aus der Navy hatte er jedoch Glück und konnte zwei Geschichten an DC Comics verkaufen.

Starlin gehörte zur ersten Generation jener Künstler, die durch die Marvel Comics des Silver Ages sozialisiert wurden und von diesen lernten, was sie später selbst einsetzten und weiterentwickelten. Er war ein großer Bewunderer von Jack Kirby und Steve Ditko.

Im Jahr 1972 begann Starlin für Marvel zu arbeiten, zuerst an ein paar Seiten von THE AMAZING SPIDER-MAN, später bei drei Ausgaben von IRON MAN, denen schließlich CAPTAIN MARVEL folgte.

In den 1970er Jahren erschuf er zusammen mit Autor Steve Englehart SHANG-CHI, MASTER OF KUNG FU, arbeitete aber nur an den ersten Heften der Serie und übernahm dann WARLOCK, in dessen Mittelpunkt ein genetisch verändertes Wesen steht, das einst von Roy Thomas und Gil Kane erfunden worden war, unter Starlins Händen als Autor und Zeichner aber zu einer messianischen Figur wurde.

Neben Arbeiten für die Science-Fiction-Anthologie STAR REACH, die von einem unabhängigen Verlag publiziert wurde und es Starlin erlaubte, abseits der Beschränkungen der Comics Code Authority zu erzählen, gründete er im Jahr 1978 mit Walter Simonson, Howard Chaykin und Val Mayerik das Studio Upstart Associates, dessen Zusammensetzung sich mit der Zeit aber immer wieder änderte.

In den späten 1970er Jahren war Starlin für DC Comics tätig, schrieb Geschichten der LEGION OF SUPER-HEROES und war bei DETECTIVE COMICS fleißig. Zusammen mit Lein Wein erschuf Starlin im Jahr 1980 den Superman-Gegner Mongul. In den späten 1980er Jahren erfand er den Batman-Gegner KGBeast, verwirklichte zusammen mit Bernie Wrightson die herausragende Miniserie BATMAN: THE CULT und schrieb die berühmt-berüchtigte Geschichte „A Death in the Family“, in der der zweite Robin, Jason Todd, vom Joker getötet wird.

Er versuchte sich aber auch an seiner eigenen Schöpfung DREADSTAR, die in EPIC ILLUSTRATED eingeführt wurde, aber nicht Marvel, sondern ihm gehörte. Nach einer Graphic Novel folgte eine eigene Serie, in der Starlin die kosmischen Abenteuer von Vanth Dreadstar und der Crew seines Schiffes erzählt – zuerst bei Marvel, später bei First Comics.

In späteren Jahren schrieb Starlin für Marvel Teile der zweiten SILVER SURFER-Serie, bei der er auch den Grundstein für seine INFINITY-Miniserien legte, erschuf für DC Comics HARDCORE STATION und publizierte bei Devil’s Due und später Dynamite Entertainment seine Serie COSMIC GUARD. Beim Neustart des DC-Universums mit New 52 war er dann mit der Serie STORMWATCH mit dabei.

Von Peter

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