Nach den gesammelten Abenteuern von FRITZ THE CAT gibt es von Reprodukt nun AMERIKA von Robert Crumb. Die Sammlung der hier enthaltenen Geschichten ist so aktuell wie eh und je – und das, obwohl die Comics in den Jahren 1969 bis 1991 entstanden sind. Aber Crumbs satirischer, oftmals schmerzhafter Blick auf das Land, das er mit seiner Familie im Jahr 1993 verlassen hat, hätte auch aus jünger Zeit stammen können. So schonungslos ist die Abrechnung mit einer Gesellschaft, die sich gerne ob ihrer Liberalität auf die Schultern klopft, jedoch von reaktionären und rassistischen Reflexen getrieben ist.

Es sind aber nicht nur dir Vorstadtfaschisten, denen Crumb hier eins überzieht. Kein relevantes Thema bleibt unbehandelt. Seine vierseitige Geschichte zum Müll aus dem Jahr 1982 ist umso erschreckender, weil sich in den letzten fast 40 Jahren nichts getan hat.

Crumb zeigt sich hier als ein Mann und Künstler, der an der Gesellschaft, vor allem aber ihren individuellen Elementen verzweifelt. Bissig schmerzhaft ist der Einseiter „Massen“, der besagt. „Warum sind Menschenmassen nur so abstoßend? Weil sie sich generell aus noch viel schlimmeren Einzelteilen zusammensetzen, nehme ich an …“

Selbst Donald Trump bekommt sein Fett weg, damals, im Jahr 1989, noch nicht Präsident, aber schon ein widerlicher Immobilienhai, den Crumb als eines der augenfälligsten Raubtiere beschreibt und so ins Detail geht: „Dieser ruchlose und abgefeimte Charakter ist so anmaßend, dass er das Rampenlicht sucht und öffentlich mit seinen widerwärtigen Heldentaten prahlt!“ Besser lässt sich der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten wohl nicht beschreiben.

AMERIKA ist Robert Crumbs immer verzweifelnder werdende Blick auf seine Heimat, der er längst fremd geworden ist. Ein Stück Comic-Geschichte, das aktueller nicht sein könnte.

Von Peter

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