Chaykin erzählt eine Crime-Geschichte, richtig hardboiled, ganz verrucht, voller Sex und Gewalt. Im Mittelpunkt stehen einerseits die transsexuelle Prostituierte Dagmar und ihre Liebhaberin, die frühere Schauspielerin Beverly Grove, andererseits der frisch aus dem Drogenentzug gekommene Cass Pollack, dem nun vorgeworfen wird, seine Frau und sein Kind umgebracht zu haben.

Die zwei Frauen suchen nach einem Film, der aus der pornographischen Sammlung des Vatikans entwendet worden ist. Auf dem Film ist etwas zu sehen, dass die Grundfeste allen Seins erschüttern würde, eine pornographische Aufnahme, die einen Stummfilmstar der 1920er Jahre zeigt, aber auch belegt, dass dessen Gespielin weit, weit älter ist, als man heutzutage glaubt.

Anfangs ist gar nicht ersichtlich, in welche Richtung Chaykin seine Geschichte eigentlich bringt. Sie gestaltet sich zuerst wie ein normaler Krimi, ein Genre, an dem Chaykin zum Ende der 80er Jahre immer mehr Gefallen fand. Zugleich wollte er aber auch die Erzählform voranbringen und fordert den Leser, sich mehr auf die Geschichte einzulassen. Bild und Wort sind hier in echte Symbiose getreten, das oberflächliche Lesen wird sofort bestraft, indem beim Rezipienten der Eindruck erweckt wird, die Geschichte wäre wirr. Chaykin wollte indes, dass man sowohl die Bilder als auch die Texte voll erfassen muss. Es gibt Details und Hinweise auf den weiteren Verlauf der Geschichte, die sich nur dann erschließen.

Kühn ist bei Black Kiss nicht nur die explizite Darstellung des Sexes, die in den ersten Heften noch vergleichsweise milde ist, spätestens mit dem vierten Kapitel aber enorm Fahrt aufnimmt. Nicht umsonst erschienen die zwölf Hefte seinerzeit eingeschweißt.

Für Chaykin stellte Black Kiss eine Art natürliche Entwicklung dar. Er zeigte nun, was er zuvor in American Flagg nur andeuten konnte. Künstlerisch war es ein Befreiungsschlag, finanziell ein voller Erfolg. Mit keinem Comic hat Chaykin derart viel verdient wie mit Black Kiss.

Von Peter

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