Mit Beginn des Jahres 1978 erhielt Marvel einen neuen Editor-in-Chief, der für beinahe zehn Jahre diese Position bekleiden sollte. Jim Shooter war damals schon ein außergewöhnlicher Mann. Seine Karriere im Comic-Geschäft hatte er im Alter von 14 Jahren begonnen, als er drei Hefte für „Superboy“ schrieb und an DC verkaufte. Gerade einmal 18 geworden, kam er nach New York, blieb dort aber nur für drei Wochen und kehrte dann nach Pittsburgh zurück. Neben freier Arbeit als Autor war er in der Werbung tätig, bevor er 1976 wieder nach New York kam und bei Marvel als Associate Editor anfing.

Dort arbeitete er direkt unter dem Editor-in-Chief und erkannte, wie es um die Geschäftsstruktur von Marvel bestellt war. Als Archie Goodwin seinen Posten abgab und Stan Lee ihn ihm anbot, griff Shooter zu. Er wusste, dass Veränderungen nötig waren – und er war bereit, diese durchzusetzen.

shehulk

In James Galton, dem Präsidenten von Marvel, fand Shooter auch einen Verbündeten. Marvel festigte seine Position durch die Vergabe von Lizenzen für Fernsehfilme und Serien und gründete 1980 Marvel Productions Ltd., die selbst Zeichentrickversionen der Marvel-Helden herstellte und damit den Mittelsmann zwischen Marvel und den TV-Networks beseitigte.

Für Stan Lee ging seine aktive Zeit im Comic-Geschäft langsam dem Ende entgegen. Er zog schließlich an die Westküste, da er dafür verantwortlich war, die Film- und Fernsehproduktionen von Marvel zu betreuen. Zuvor schrieb er jedoch noch eine knapp 100-seitige Graphic Novel zum „Silver Surfer“, die von Jack Kirby gezeichnet wurde und erschuf „She-Hulk“. Dieser Charakter wurde ebenso wie „Spider-Woman“ eingeführt, da man befürchtete, andere Firmen könnten den Hulk und Spider-Man zum Vorbild nehmen und weibliche Versionen entwickeln. Nur durch eigene Kreationen ließen sich die Namen aber schützen.

Shooter, der sich für die geschäftliche wie die kreative Seite seines Jobs interessieren konnte, sorgte dafür, dass die Bedingungen für die Kreativen, die bei Marvel tätig waren, besser wurden. Neben den Seitenhonoraren, die drastisch erhöht wurden, wurde auch ein Plan entwickelt, der den Autoren und Zeichnern Anteile am Gewinn sicherte, wenn sie an einem Titel arbeiteten, der sich als erfolgreich erwies.

epic

Noch bevor Stan Lee in den Westen aufbrach, war er daran beteiligt, „Epic Illustrated“ auf den Markt zu bringen. Hierbei handelte es sich um ein Comic für Erwachsene, das im Magazinformat erschien, auf hochwertigem Papier gedruckt war und für die Autoren und Zeichner etwas ganz Besonderes darstellte. „Epic Illustrated“ war der erste Titel, bei dem die Künstler nicht ihre Rechte an ihrer Arbeit verkauften, sondern Marvel nur die Rechte übertrugen, sie einmalig zu publizieren.

Indessen war Shooter bewusst, dass es für einen Menschen allein unmöglich war, alle Titel zu betreuen. Darum wurden weitere Redakteure eingestellt, die direkt Shooter unterstellt waren und eine Reihe von Titeln hatten, die sie betreuten. Neben Archie Goodwin, der für „Epic“ und eine ganz darauf aufbauende Comic-Linie verantwortlich war, handelte es sich dabei anfangs um Roger Stern und Bob Hall. Weitere sollten jedoch bald folgen.

Von Peter

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