Im großen SECRET WARS-Crossover wird es auch eine Rückkehr ins von Neil Gaiman erschaffene 1602-Universum geben. Der ideale Vorwand, sich die alte Miniserie noch einmal genauer anzusehen.

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Die Vorstellung, ein großes Marvel-Epos von einem Ausnahme-Autor wie Neil Gaiman, der sich mit Sandman seinen Platz im Comic-Olymp erkämpft hat, ist von ganz besonderem Reiz. Das war auch Marvel selbst klar, die lange im Vorfeld schon den Hype um 1602 anheizten und offen ließen, was der Titel aussagen sollte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war dies eine Jahreszahl. Und als das erste Heft erhältlich war, zeigte sich, dass diese Spekulation richtig war.

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Gaiman erzählt von einem Marvel-Universum, das zu Zeiten des viktorianischen Englands existiert. All die bekannten Gesichter des MU sind auch hier vertreten, obschon ihre Namen etwas anders sind. Erzählt wird dabei von den Konflikten der Hexenbrut – Mutanten – gegen Staat und Kirche, ebenso wie von Ränkeschmieden, die die Königin von England beseitigen und dafür den König von Schottland auf den Thron hieven sollen. All das ist natürlich nur Beiwerk, geht es doch letztlich um so viel mehr, nämlich der Rettung nicht nur dieses, sondern aller existierenden Universen.

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Eine What-if-Geschichte ist 1602 nun wahrlich nicht geworden, doch ist das Ende, das hier natürlich nicht verraten werden soll, schon etwas bemüht und konstruiert, um nach fast 200 Seiten die Kontinuität des Marvel-Universums wiederherzustellen und die Geschehnisse des Jahres 1602 in einen anderen parallelen Kontext zu setzen. Das alles ist spannend gemacht, detailliert erzählt und weißt viel Hintergrundwissen auf, doch letzten Endes hat Gaiman hier den leichten Ausweg gewählt. Er erzählt eine Geschichte, in der er sich das Marvel-Universum richten kann, wie es ihm beliebt. Und am Ende drückt er auf den imaginären Reset-Button und löst alles in Wohlgefallen auf. Keine der Entwicklungen in 1602 ist wirklich überraschend, vielmehr lebt jede Szene, jede Figur von den mehr als 40 Jahren Marvel-Kontinuität, sodass alten Hasen nichts wirklich Neues präsentiert wird. Wenn alles gesagt und getan ist, bleibt 1602 ein Projekt, das vom eigenen Hype geschädigt worden ist, würde es doch ohne die Erwartungshaltung, die mit einem Namen wie Gaiman einhergeht, bei der Rezeption besser abschneiden.

Von Peter

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