Nach dem phänomenalem Erfolg der X-Men in den USA war es nur eine Frage der Zeit, bis der damalige Lizenznehmer für Marvel Comics, der Condor Verlag, auch dieses glitzernde Juwel seinem Programm hinzufügen wurde. Doch bevor wir uns dieser deutschen Phase des X-Men-Phänomens annehmen, sollte man erst noch einen kurzen Blick auf den amerikanischen Werdegang der Serie werfen.

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Von Stan Lee und Jack Kirby in den 60er Jahren entwickelt, zählten die X-Men nie zu den großen Hits des House of Ideas, sondern hielt sich mehr schlecht als recht über Wasser. Zwar hatte man ein interessantes Konzept, das Jugendliche als Helden vorsah und sie als Mutanten zu Außenseitern der Gesellschaft machte, aber das Publikum schien sich einfach nicht so sehr für das junge Team erwärmen zu können. Was eigentlich mehr als verwunderlich ist, sah Lees Plan doch vor, daß sich gerade Jugendliche wegen der Außenseiterrolle mit den X-Men hätten identifizieren können.

Ähnlich wie andere sich schlecht verkaufende Serien hätte man nun erwarten können, daß die X-Men sich einfach totgelaufen hätte, aber sie verkauften sich doch gut genug, um sie schließlich mit Reprints alter Hefte weiter erscheinen zu lassen. Im Jahr 1975 sollte sich dann aber etwas tun, als der Autor Len Wein und der Zeichner Dave Cockrum mit dem Special „Giant Size X-Men 1“ ein völlig neues Team vorstellten, das das Erbe der X-Men aufnahm und gleichzeitig zu neuen Ufern führte. Nachdem die reguläre Serie, inzwischen wieder ohne Reprints, von dem Autoren Chris Claremont und dem später hinzukommendem Zeichner John Byrne übernommen wurde, erlebte sie ein Interesse, das sie schnell zur erfolgreichsten Serie auf dem amerikanischen Markt machte und diese Position nebst einer Unzahl an Spin-off-Serien auch beständig halten konnte.

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Doch zurück in deutsche Gefilde. Nachdem der Condor Verlag schon einen Großteil der Traditionsserien von Marvel verlegte, startete man auch einen Versuchsballon mit den X-Men. Als Heft 15 der Reihe „Marvel Comic-Sonderheft“ brachte man das längst zum Klassiker gewordene „Giant Size X-Men 1“ unter dem eingedeutschten Titel „Gruppe X“. Das Abenteuer, bei dem immerhin auch Wolverine erstmals einer größeren Gemeinde vorgestellt wurde (seinen ersten Auftritt hatte er hierzulande in „Der unglaubliche Hulk Taschenbuch 6“), bot mit dem Aufeinandertreffen der alten und neuen Gruppe X eine Geschichte, die einfach nur gefallen konnte. Schon wenige Monate später schob man mit dem „Marvel Comic Sonderheft 18“ ein weiteres Gruppe X-Heft nach und ebnete damit den Weg für die eigene Taschenbuchserie.

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Diese debütierte 1985 in einem für die Marvels eher ungewöhnlichem Taschenbuchformat. Anders als sämtliche andere Serien war der Umfang bei „Gruppe X“ nur 100 Seiten stark, dafür natürlich aber auch moderater im Preis.

Vom Inhalt her gab es dagegen überhaupt nichts zu beklagen. Begonnen wurde direkt mit „X-Men 94“, dem ersten mit der neuen Gruppe X und dem sich verabschiedendem alten Team. Lediglich Cyclops (bei Condor noch Zyklop) blieb übrig, um als Professor Xaviers rechte Hand die Führung des Teams zu übernehmen. Len Wein begann sich zu jener Zeit schon von den X-Men zu verabschieden und überließ Chris Claremont das Feld. Claremont, ein relativer Newcomer, übernahm die Serie ohne damals schon zu ahnen, daß er noch ein Jahrzehnt später immer noch die Abenteuer der X-Men ersinnen würde.

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Daneben bot dieses erste Taschenbuch auch den Tod eines Mitglieds der Gruppe X, des rebellischen Apachen Thunderbird (auf deutsch natürlich Donnervogel!) und den ersten Kampf mit Magneto, dem Erzgegner von Xaviers Traum einer Welt, in der Menschen und Mutanten friedlich miteinander leben.

Von Peter

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