Eine Reihe neuer Gesamtausgaben sind gestartet bzw. bieten abgeschlossene Geschichten. Gleich dreimal ist Kult Comics dabei, das tief in die Klassiker-Kiste gegriffen hat.

Mit Jacques Martins L. FRANK INTEGRAL 1 (35,– Euro) beginnt die langewartete Neuauflage rund um die Abenteuer des findigen Reporters Luc Frank, die in der Bretagne, aber auch in den Schweizer Bergen und in Venedig stattfinden – immer im Kampf gegen den Erzfeind Axel Borg. Der Band enthält die ersten drei Abenteuer aus den Jahren 1954 bis 1965 und zeigt sehr schön den Einfluss, den Hergé auf den für ihn tätigen Martin hatte. Das merkt man besonders beim ersten Band, bei den weiteren hat Martin sich zeichnerisch schon weiterentwickelt. Es gibt einen zwar relativ kurzen, aber kenntnisreichen redaktionellen Teil von Volker Hamann.

Eine abgeschlossene Geschichte gibt in IM SCHATTEN DER SONNE INTEGRAL (30,– Euro) von Colin Wilson, der noch vor seinem Einsatz bei Blueberry diese Geschichte begonnen hat. Die drei Alben erschienen von 1983 bis 1989 und erzählen von einer verheerten Erde, auf der Rael und seine Freunde Mantell und Aria gefangen genommen werden, da sie auf einem Raumschiff Frondienst leisten sollen. Doch auf diesem Schiff ist nicht alles so, wie es scheint – und Rael meutert. Die Geschichte ist nicht mehr ganz so taufrisch, die Zeichnungen aber auch heute noch eine Pracht. Interessant ist der Look der Figuren, der sich den Gewohnheiten anpasst. Hat Rael am Anfang noch ein Stirnband á la Rambo, so fehlt das später. Die Auflösung ist clever und für die damalige Zeit sicherlich ungewöhnlich. Der Bonusteil kann sich sehen lassen. Es gibt auch in neues, informatives Interview mit Colin Wilson.

Kult Comics wird immer mehr zum Hausverlag von Jean-Yves Mitton. Nach BEN HUR und VAE VICTIS gibt es nun DIE ÜBERLEBENDEN DES ATLANTIKS INTEGRAL 1 (30,– Euro). Mitton, der schon immer ein Interesse für historische Stoffe hatte, widmet sich hier Yann Le Scorff und erzählt dessen Abenteuer vor der „Zeit der Revolutionen“. Dabei treten historische Figuren wie Napoleon oder Nelson auf. Der historische Aspekt ist dabei immer verbürgt, Mitton nutzt ihn jedoch, um eine spannende und mitreißende Geschichte zu erzählen. Im Bonusmaterial gibt es ein umfangreiches Interview mit dem Künstler. Die Edition ist auf drei Ausgaben angelegt.

Nach den Einzelausgaben präsentiert der All Verlag die HIMMEL IN TRÜMMERN GESAMTAUSGABE (39,80 Euro) mit allen fünf Alben. Die Geschichte spielt zu Beginn des Jahres 1945, als die Alliierten bereits so gut wie gewonnen haben, aber die neuen Maschinen mit Düsenantrieb befeuern die Hoffnung der Deutschen noch einmal. Nikolaus Wedekind fliegt eine Me-262 und stürzt sich in den Kampf, den er immer wieder überlebt. Wegen seines Könnens oder hat der sprechende Hund Mephisto etwas damit zu tun? Der Comic ist im Stil der Ligne Claire gestaltet, die Handlung in Teilen interessant, aber etwas wirr, da Traum und Realität hier oft recht holprig kombiniert sind. Die Flugszenen sind dafür atemberaubend schön in Szene gesetzt. Der Band beinhaltet ein ausführliches Interview mit Zeichner Olivier Daugier.

Nachdem Egmont die Reihe nicht fortsetzen wollte, macht sich Schreiber & Leser an die BOUNCER GESAMTAUSGABE (29,80 Euro) von Alejandro Jodorowsky und Zeichner Francois Boucq. Im Mittelpunkt steht der einarmige Revolverheld Bouncer, der ebenso wie die Reste seiner Familie hinter dem berühmten Diamanten Kainsauge her, aber auch vom Rachegedanken beseelt ist, war es doch die eigene Familie, die ihn verstümmelte. Das erzählt Jodorowsky mit der ihm eigenen Konsequenz – inklusive einiger harter Gewaltausbrüche. Es gibt ein lesenswertes Nachwort von Claude Ecken, der Jodorowskys Werk – vor allem BOUNCER – mit Shakespeares Werken vergleicht. Der Gedanke käme einem sicherlich nicht gleich, die Argumentation ist jedoch interessant. Zudem gibt es eine Galerie mit Vorzeichnungen und Entwürfen sowie zwei ausklappbaren Seiten.

Von Peter

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