Man muss nicht immer nach Frankreich, Japan oder in die USA blicken, auch hierzulande entstehen interessante Comics. Manche sind schon länger am Laufen wie MALCOLM MAX oder GUNG HO, andere starten gerade.

Bei Epsilon verlegte man schon im Jahr 2014 ALKANDOOR von Christine Kaiser. Im ersten Band „Tage der Dämmerung“ wird diese Geschichte erzählt: In der Hafenstadt Wulvenstein lebt der kleine Wolf Sebastian zusammen mit seiner Familie und führt ein sorgloses behütetes Leben. Er ist ein frecher kleiner Junge, der zusammen mit seinem Freund Sammy allerlei Unsinn anstellt. Eines Tages wird seine Heimatstadt von Piraten überfallen und er zusammen mit einigen anderen entführt. Sie landen auf dem Piratenkreuzer „Red Claw“ bei Kapitän Jake McGregor, einem ehemaligen Landbewohner, dem von seinen Landsleuten sehr übel mitgespielt wurde.

Zusammen mit einem seiner Kameraden schloss er sich daraufhin den Piraten an und führt nun im Auftrag von Alkandoor Überfälle durch, um sich für das Erlittene zu rächen. Die Neulinge haben es nicht leicht an Bord, vor allem Sebastian, der sich durch seine Gegenwehr bei der Entführung die Feindschaft von Zacharias, dem 1. Offizier des Schiffes zugezogen hat. Auf dem Festland versuchen die Angehörigen der Entführten alles, um diese zurückzubekommen, stoßen dabei aber auf wenig Unterstützung. Sebastian und die anderen Kinder müssen lernen mit ihrer völlig veränderten Situation klarzukommen und sich in die Gemeinschaft der Piraten zu integrieren.

Vier Jahre später gab es mit „Der Pakt“ die Fortsetzung. Sie spielt auch direkt vier Jahre anch der Ankunft auf Alkandoor. In beiden Fällen hat man gefällige Fantasy-Kost, die mit anthropomorphen Figuren zu gefallen weiß. Das Design ist klar, die Zeichnungen haben eine gewisse Eleganz und die Geschichte ist flott erzählt.

Neu bei Cross Cult gibt es MESSAGE 1 von Cristin Wendt und Ronja Büscher. Dabei handelt es sich um ein auf fünf Bände angelegte Geschichte, in der die künstliche Intelligenz KIEM sich gegen die Menschen gewandt hat. Die Erde liegt in einem unnatürlichen Kälteschlaf, und die Menschen leben zurückgezogen und gedrängt in den Städten, die allein Zuflucht bieten vor den bösartigen Exekutoren – autonomen Waffen, die auf KIEMS Anweisung durch die eisige Außenwelt ziehen und jeden Menschen töten, dem sie begegnen.

Der großformatige Hardcover-Band kommt ähnlich wie GUNG HO daher. Optisch erinnert die Mixtur aus dystopischem Horror und Survival-Geschichte in eine andere Richtung. Die Zeichnungen erinnern mehr an Anime, kombinieren das Ganze aber auch mit der mattsauberen Kolorierung, die man etwa von Jonathan Lunas Comics her kennt. Die Geschichte nimmt rasant an Fahrt auf und drängt in Richtung Horror – inklusive einiger richtig harter Szenen. Im Bonusmaterial gibt es auch Bilder aus dem Jahr 2010 zu sehen, mit den ersten Entwürfen, die für den Comic gemacht wurden. Der zweite Band erscheint im Frühjahr 2020.

Bei Splitter erscheint der SF-Comic RADIUS von Katrin Gal alias radacs, die ihre Geschichte zuerst online und im Selbstverlag veröffentlichte, nun aber bei Splitter untergekommen ist. Vier Bände sind geplant.

Im Mittelpunkt stehen Tom Raven, Tank, Surfer und Buster: Die »Hellhounds« sind eine Eliteeinheit der Regierung von Nova mit dem Auftrag, die Rebellen aus Avon unter Kontrolle zu halten. Seit einem folgenschweren Laborunfall ist ihre Arbeit deutlich gefährlicher geworden, denn ein künstliches Virus verwandelte einige der Aufständischen in eine vollkommen neue Lebensform: Die Infizierten verschmolzen mit Maschinen und wurden zu Cyborgs. Eine Anti-Infiltrationsmission der Hellhounds verläuft nicht wie geplant, und eine alte Bekannte von Tom setzt schicksalhafte Mechanismen in Gang.

Auch hier ist der Einfluss von Animes sowie Computerspielen erkennbar, die Optik ist aber nicht abgekupfert, sondern geht in eine ganz eigene Richtung.

Vor einigen Jahren hätte man noch nicht zu träumen gewagt, dass es in Deutschland aufwendige und mit Herzblut und Passion gestaltete phantastische Comics dieser Qualität und in dieser Häufung gibt. Es lohnt, sich hier einmal genauer umzusehen, weil die deutsche Szene eben auch sehr viel zu bieten hat.

Von Peter

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