Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Kein Jubiläum, aber eine runde Zahl, die auffordert, sich der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts zu besinnen. Auch die Comics vergessen dies nicht. Bei Splitter ist nun eine Gesamtausgabe von MUTTER KRIEG erschienen, ein mehr als 250-seitiger Comic, in dem es nur vordergründig um einen Mordfall geht.

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An der Front werden nacheinander die Leichen von mehreren Frauen gefunden, die ermordet wurden. Man hat ihnen einen Abschiedsbrief beigelegt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wird ein Gendarm losgeschickt, der an vorderster Front – in einem Niemandsland der sanktionierten Mörder – nach einem Frauenmörder suchen soll. Doch die Beweislage ist dürftig. So wird der Mord an den Frauen zu einem Ereignis, das den Gendarm ebenso wie der Krieg begleitet. Und das ihn auch nach 1918 nicht loslässt.

mutter_krieg_s__seite_01MUTTER KRIEG ist ein bemerkenswerter Comic, dessen Kriminalhandlung über weite Strecken in den Hintergrund tritt und einem Diskurs darüber Platz macht, wie der Krieg wirklich ist. In der Vorstellung des Gendarmen war er ganz anders, geprägt von den blumigen Beschreibungen der Romantiker. Aber er ist kalt, dreckig, brutal, ungerecht und dergestalt, dass er jene, die er berührt, ein Leben lang nicht mehr loslässt.

mutter_krieg_s__seite_11Diese Graphic Novel ist dicht erzählt, die Symbiose aus ausdrucksstarken Bildern und umfangreichen Texten, die tief in die Psychologie der Hauptfigur vordringen, zieht den Leser mitten ins Geschehen. Es ist das Zeichen großer Kunst, wenn sie beim Rezipienten ein Verständnis für das wecken kann, was eigentlich nicht verstanden werden kann. MUTTER KRIEG kann das – dieser Comic zeichnet ein Bild des Krieges, das auch jene, die nie von ihm beleckt wurden, erschauern lässt.

Von Peter

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