VARIOUS HORROR VISIONS ist ein neuer Comic des spanischen Verlegers Diabolo, der auf 64 Seiten sechs sehr unterschiedliche Geschichten beinhaltet. Allen gemein ist, dass sie dem Reich des Horrors angehören und der Künstler Santipérez sie umgesetzt hat. Er zeigt dabei eine außerordentliche Bandbreite, was seinen Stil betrifft. Dominant ist der schwarzweiße Strich, aber es gibt auch zwei Geschichten in Farbe. Allen seinen Arbeiten ist gemein, dass sie extrem detailreich sind, das Spiel mit Licht und Schatten perfekt beherrschen, aber nie zu real erscheinen. Santipérez hat einen Zeichenstil, den man vielleicht am Ehesten mit dem von Bernie Wrightson vergleichen kann. Realistisch, aber nicht so realistisch, dass die Comic-Wurzeln hinter sich gelassen würden.

Inhaltlich sind die Geschichten von unterschiedlicher Qualität. Ein Merkmal, das praktisch jeder Anthologie entspricht. Teilweise fehlt die Pointe, so etwa bei „Trockenfleisch“, dass das „normale“ Leben eines Zombies im beruflichen und privaten Alltag beschreibt. Man wartet auf den spritzigen Schluss, der nicht kommen mag. Am Ende fühlt es sich fast so an, als würden Seiten fehlen, die die Geschichte zu einem Höhepunkt führen würden. Auch „Die zweite Phase“ ist in ihrer Auflösung fragwürdig – und das tatsächlich insoweit, dass man sich fragt, worum es jetzt ging und was das Ende eigentlich bedeuten soll. „Horror House“ führt vier Menschen in eine Geisterbahn. Das ist stimmungsvoll gestaltet, der Schluss will sich aber auch nicht recht erschließen.

Dem gegenüber steht die brillante Geschichte „Die Invasion der Urzeitinsekten“ über einen Mann, der einen Riesenwurm nach Hause bringt, aber damit ein Haustier hat, das seiner Frau missfällt. Die Frau bekommt man nie zu sehen, man nimmt entweder ihren Blickwinkel ein oder aber der Bildausschnitt ist so gewählt, dass nur der Mann zu sehen ist. So fragt man sich, ob man vielleicht Zeuge davon wird, wie jemand dem Wahnsinn verfällt, nur um dann eine verblüffend interessante Auflösung geboten zu bekommen.

„Jack der Schuldner“ ist ein amüsanter Exkurs über Schuld und Sühne, für Lovecraft-Fans ist jedoch „Herbert West Reanimator: Kapitel 7 – Momente im Licht“ eine Augenweide. Es ist eine kleine, bitterböse Geschichte über einen Mann, der dem Schrecken, den Herbert West wiederbelebt hat, entgangen ist, und sein Glück findet, nur um dann in ein noch tieferes Loch gestoßen zu werden, als ihm klar wird, wozu er verdammt ist.

VARIOUS HORROR VISIONS ist im Großen und Ganzen ein interessantes Album, das in der Tradition der EC Comics oder Warren-Magazine wie CREEPY oder EERIE steht. Kurze, zumeist prägnante, auf jeden Fall erlesen gut gezeichnete Geschichten sorgen hier für unheimliche Unterhaltung.

Von Peter

Ein Gedanke zu „Gruseliges aus Spanien: VARIOUS HORROR VISIONS“

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