Wenn ein Künstler wie Will Eisner sich eines Werkes wie MOBY DICK annimmt, dann sind die Erwartungen des Lesers natürlich sehr hoch. Gebremst werden diese jedoch, da der Band hier zu Lande innerhalb der Reihe „Illustrierte Kinder-Klassiker“ erschienen ist. Und man fragt sich, wie man darauf kommen kann, einen Klassiker der Weltliteratur zu einem Kinderbuch herabzuwürdigen, aber ansonsten harrt man der Dinge, die da kommen.

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Leider ist Eisners Version von MOBY DICK aber eine Enttäuschung. Ich gestehe Eisner zu, dass er in der Lage gewesen wäre, eine absolut adäquate Adaption des Romans abzuliefern, aber auf gerade mal 30 Seiten ist er gezwungen, die Geschichte im Schweinsgalopp voranzutreiben.

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Bei dem geringen Umfang dieses bei Ehapa erschienenen Hardcover-Albums bleibt nie die Möglichkeit die Charaktere genauer zu beschreiben. Vielmehr werden einige Stereotypen wie die Besessenheit von Kapitän Ahab überdimensional dargestellt. Andere wichtige Figuren des Buches wie Queequeg, Starbuck oder Ismael haben im Endeffekt nichts anderes als Statistenrollen und bleiben von daher völlig farblos.

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MOBY DICK wird nicht einmal den Ansprüchen an ein gutes Kinderbuch gerecht, da Herman Melville seinen Roman einfach für eine völlig andere Zielgruppe (sofern man zu Melvilles Zeit im 19. Jahrhundert überhaupt von einer Zielgruppe sprechen konnte) konzipiert hatte. In der hier präsentierten Form erinnert MOBY DICK eher auf unangenehme Weise an die ILLUSTRIERTEN KLASSIKER der 50er und 60er Jahre, die auch niemals der Vorlage gerecht werden konnten.

Von Peter

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