Im Jahr 1977 erblickte Judge Dredd das Licht der Welt. Er debütierte im britischen Comic-Magazin 2000 A.D., das als Anthologie zahlreiche Sci-Fi-Figuren zu bieten hat. Mittlerweile ist das damals noch zukünftige Jahr 2000 längst vergangen. Der Comic heißt jedoch immer noch so – und die Zukunft ist so düster wie eh und je.
Judge Dredd ist eine Figur, die in Großbritannien immens erfolgreich ist. Aber ähnlich, wie lange Zeit beim Fernsehkollegen Doctor Who tut sich auch Judge Dredd im Rest der Welt sehr schwer. Bevor es den Film mit Sylvester Stallone gab, kannte man außerhalb des Vereinigten Königreichs den Richter kaum. Seine Geschichten, die oftmals satirisch mit der Gegenwart umgehen und von der Tonalität in alle Richtungen gehen können, sind wohl zu britisch. Sie in anderen Kulturkreisen zu etablieren, ist darum immens schwer. Aber es wurde immer wieder versucht, auch in Deutschland, und das längst nicht nur im Kielwasser des Kinofilms aus dem Jahr 1995.
In der zweiten Ausgabe von 2000 A.D. debütierte Judge Dredd. Entwickelt wurde er von Autor John Wagner und Zeichner Carlos Ezquerra. Wagner hatte zu jener Zeit schon einige Geschichten mit harten Cops geschrieben, die sich an den Film Dirty Harry anlehnten. Ihm schwebte nun die ultimative Version dieser Figur vor. Ein Polizist, der zugleich auch Ankläger, Geschworener und Richter ist. Sein Spielplatz: Die Zukunft in der Megalopole Mega-City One. Der Name kam zum Teil von 2000 A.D.-Redakteur Pat Mills. Der hatte an einer Horrorgeschichte namens Judge Dread gearbeitet, die aber für das Magazin als unpassend verworfen wurde.
Der Name war jedoch gut, lediglich die Schreibweise wurde noch verändert – phonetisch blieb es gleich. Judge Dredd nahm langsam Gestalt an. Die erste veröffentlichte Geschichte stammt jedoch nicht von Wagner und Ezquerra. Dazu kam es, weil es hinter den Kulissen Probleme gab und Wagner das Magazin verließ. So musste Pat Mills nach neuen Autoren suchen und gab mehrere Geschichten in Auftrag, die von mehreren Zeichnern umgesetzt werden sollten. In der zweiten Ausgabe debütierte Judge Dredd darum ohne Wagners und Ezquerras Zutun, aber beide waren wenig später sehr aktiv und halfen mit, die Figur nicht nur zur beliebtesten des Magazins zu machen, sondern sie eine echte popkulturelle Ikone werden zu lassen. Ein Großteil der Dredd-Geschichten der 80er Jahre stammt aus der Feder von John Wagner und Alan Grant.
In den Progs (ein Kunstbegriff, der nichts anderes als „Ausgabe“ bedeutet) ist Dredd seit fast 50 Jahren fast Woche für Woche dabei. Sehr beeindruckend, gibt es mittlerweile doch schon mehr als 2.400 Progs.
Im Jahr 1990 startete dann auch noch das Judge Dredd Megazine, in dem hauptsächlich neue Geschichten von Wagner geboten wurden. Derweil versuchte sich eine neue junge Garde bestehend aus heutigen Comic-Superstars wie Grant Morrison, Mark Millar und Garth Ennis, an dem Richter und schrieb vor allem für 2000 A.D. Geschichten, die sich aber als weniger populär als Wagners Arbeiten erwiesen.
Übrigens: Wer von Anfang an dabei sein will, für den sind Reprints in dicken Sammelbänden perfekt. Diese erscheinen seit 2005 unter dem Titel Judge Dredd: Complete Case Files.


