In der von Isabel Kreitz kuratierten Reihe Die Unheimlichen nehmen sich namhafte deutsche Comic-Künstler klassischen Geschichten an und drücken ihnen nicht selten ihren ganz eigenen Stempel auf. Grundlage sind Werke von vergangenen und modernen Schriftstellern wie Edgar Allan Poe oder Elfriede Jelinek, aber auch die ganz großen Klassiker bleiben nicht außen vor.

So hat sich Olivia Vieweg (Endzeit) der gut 2.500 Jahre alten Tragödie Antigone angenommen, die Sophokles aus der Feder floss. Das Werk auf nur 55 Seiten zu komprimieren, ist eine Herausforderung, der Vieweg durch Verkürzen und Verdichten begegnet. Sie erzählt von Antigone, die sich dem Willen des Königs widersetzt, der einen Brudermörder nicht beisetzen, sondern verrotten und von den Raben fressen lassen will. Ihr Schicksal ist besiegelt, nicht weil ein Untertan dem König, sondern eine Frau dem Manne trotzte. „Würde ich Dich damit durchkommen lassen, wäre ich kein Mann. Du wärst der Mann“, spricht der König und lässt Antigone lebendig einmauern.

Vieweg rückt hier einen Konflikt in den Fokus, der in patriarchischen Gesellschaften noch heute so ausgetragen wird. Sophokles‘ Tragödie ist aktueller denn je, auch wenn Vieweg vor dem eigentlichen Ende abblendet. Aufschluss über Antigones letztliches Schicksal gibt dann ein Text im Anhang.

Von Peter

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