Im Jahr 2017 reichte Conan Properties International LLC Klage wegen Urheberrechtsverletzung gegen den Spanier Ricardo Jove Sanchez ein, der Miniaturskulpturen von Robert E. Howards bekanntesten Schöpfungen hergestellt und versucht hatte, über Kickstarter die nötige Finanzierung zu bekommen, um größere Mengen herzustellen. Er orientierte sich dabei an den gängigen Darstellungen von Conan, so einem der berühmtesten Gemälde von Frank Frazetta.

Als Conan Properties International LLC darauf aufmerksam wurde, schickte man Sanchez eine Aufforderung, die Copyright-Verletzungen zu unterlassen und den Verkauf der Figuren einzustellen. Sanchez reagierte darauf, indem er erklärte, seine Figuren seien rechtlich einwandfrei. Allerdings änderte er die Namen, so wurde aus „Conan the Barbarian“ nur noch „The Barbarian“. Auch andere Figuren erhielten generische neue Namen, es war aber klar, wen sie darstellen sollten, zumal der Kläger einen Screenshot beibringen konnte, der belegt, dass Sanchez eine Conan-Zeichnung als Inspiration für seine Conan-Figur benutzt hatte.

Darum verklagte Conan Properties International LLC den Spanier vor einem Gericht in New York. Sanchez konnte es sich nicht leisten, vor Gericht zu erscheinen oder sich einen Anwalt in New York zu nehmen. Der verhandelnde Richter beschied, dass die Figuren eine Urheberrechtsverletzung darstellen und verhängte eine Geldbuße von 21.000 Dollar, auch ausgehend davon, dass Sanchez seine Figuren für Preise von 31 bis 11.425 Dollar verkaufen wollte und das Ändern der Namen darauf hindeutete, dass der Mann weiterhin vorhatte, Urheberrechtsverletzung zu begehen.

Sanchez erklärte einige Wochen später, dass die Summe ungerechtfertigt hoch sei, da er über Kickstarter nur 3.000 Dollar eingenommen hatte, die zu 80 Prozent in die Produktion der Figuren flossen.

Das Interessante an diesem Fall ist, dass es auch um das Aussehen der Figuren geht. Damit könnte Conan Properties International LLC vielleicht sogar einen Hebel gegen Glénat haben, denn in Sanchez‘ Fall sieht der Barbar so aus, wie ihn sich Frank Frazetta vorstellte, wie er in den Comics abseits von Barry Windsor Smith und in den Filmen mit Arnold Schwarzenegger dargestellt wurde: als muskelbepackter Titan. Tatsächlich war Barry Windsor Smith in seiner Darstellung in den ersten Marvel-Comics aber näher an Howards Beschreibung des Barbaren dran. Er ist nicht der Hüne, sondern eher ein trainierter Athlet. Ein interessanter, nicht geklärte Nebenaspekt des Sanchez-Falls ist übrigens, ob wirklich Conan International Properties LLC oder nicht eher die Erben von Frank Frazetta hier einen Grund zur Klage gehabt hätten.

Glénat lässt von verschiedenen Teams Adaptionen von Robert E. Howards Geschichten produzieren. Die Art, wie Conan dabei dargestellt wird, fällt naturgemäß unterschiedlich aus, aber er entspricht eben häufig auch dem Bild, das man mittlerweile von dieser Figur vor sich hat: groß, breit, mit Muskeln an Stellen, wo andere Männer nicht mal Stellen haben.

Es wäre also denkbar und möglich, einen Angriffspunkt über das Trademark, über das spezielle Aussehen, von Conan zu finden, allerdings ist das Aussehen des Barbaren natürlich sehr generisch. Und was noch weit schwerer wiegt. Glénat ist nicht ein kleiner, mittelloser Künstler aus Spanien, sondern ein Verlag mit großer Kriegskasse, der einen Rechtsstreit mit Conan Properties LLC bis zum Ende durchziehen könnte – mit einem Ergebnis, das wiederum dem mutmaßlichen Rechteinhaber Conan Properties International LLC nicht gefallen könnte. Denn in einem solchen Verfahren könnte auch die Rechtekette überprüft werden – und man müsste sehen, wie die Firma in den Besitz von Robert E. Howards Schöpfungen gekommen ist, da dieser sie nicht als work-for-hire für einen Verlag erschuf, sondern freischaffend anbot. Unter Umständen würde die Copyright-Verlängerung für Howards Helden also gar keinen Bestand haben.

Auf ein solches Risiko wollte sich Conan International Properties LLC natürlich nicht einlassen, weswegen man zähneknirschend zusehen musste, wie in Europa Conan-Comics wie Pilze aus dem Boden schießen.

Von Peter

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